Patty Griffin – Patty Griffin

Patty Griffin
(c) PGM Recordings

Wenn die unnachahmliche Patty Griffin ein neues Album ankündigt, ist man von Natur aus gespannt. 2019 gilt das allerdings erst recht, denn die bald 55jährige Singer/Songwriterin hatte in den letzten Jahren mit einer Krebserkrankung zu kämpfen, die sie erfolgreich besiegen konnte. Nun veröffentlicht Griffin in Eigenregie, auf ihrem eigenen Label, und gibt der neuen Platte ihren eigenen Namen – ein deutliches Zeichen dafür, dass die US-Amerikanerin zurück ist.

Die neuen Tracks entstanden während und nach dieser einschneidenden persönlichen Krise und geben somit einen schonungslosen Einblick in das Seelenleben der Sängerin, wiewohl sie auch eine sozialkritische Komponente – Griffin setzt sich für Umweltschutz-Organisationen ein und unterstützt die Flüchtlingshilfe – einbringt. Entsprechend lässt sich ein „What Now“ gleich mehrfach auslegen. Dass hier ein gewisser Robert Plant, den Griffin auf „Band Of Joy“ unterstützte, Backings beisteuert, kommt dem folkigen Wunderwerk entgegen. Plant ist auch im wunderbar reduzierten „Coins“ – noch deutlicher – zu hören.

Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen, stattdessen fließt das Album gar wundersam. Ein „River“ braucht eine ganze Weile, um seine volle Strahlkraft auszubreiten, explodiert dafür gleich mehrfach im Stillen mit bewegenden Momenten und herrlicher Melodieführung. „The Wheel“, ein weiteres Epos, überrascht mit vergleichsweise schroffen Klängen. Die Gitarre wird ein wenig lauter und schriller, eine Harmonika hält Einzug – man scheint mitten in einer mitreißenden Jam-Session gelandet zu sein. „Bluebeard“, „Boys From Tralee“ und das mit Country flirtende „Where I Come From“ treffen ebenfalls ins Schwarze.

Ob Griffin nun hörbar mitgenommen von den letzten Jahren ist oder die Belastungen beinahe spielerisch abwirft – darüber lässt sich tatsächlich vortrefflich streiten. Ohne Zweifel ist „Patty Griffin“ eine von vorne bis hinten stimmige Platte geworden, die sämtliche Aspekte ihrer Karriere kompakt abdeckt und vereint. Hier schwimmt sich eine Künstlerin frei, bricht zu neuen Ufern auf und bringt doch alles mit, was man von ihr kennt. Kein Wunder, dass Patty Griffin dem Album ihren Namen gab, denn mehr Griffin geht eigentlich nicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.03.2019
Erhältlich über: PGM Recordings / Thirty Tigers (AL!VE)

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