Tesla – Shock

Tesla
(c) Ross Halfin

Wer beim Teekesselchen-Spiel einen Begriff mit gleich drei Bedeutungen ins Rennen schicken möchte, der trifft mit ‚Tesla‘ nicht die schlechteste Wahl. Immerhin verbirgt sich dahinter nicht nur ein berühmter Erfinder und ein Hersteller von Elektroautos, sondern auch eines der Glanzlichter des 80er Jahre-Haarspray-Rocks. Wo schrille Gruppen wie Poison und Warrant damals viel zu sehr in Richtung Pop/Rock schielten, waren es neben Cinderella vor allem Tesla, die ihren musikalischen Kurs in deutlich erdigere, bluesige Gefilde verlegten. Alben wie „Mechanical Resonance“ und „The Great Radio Controversy“ gelten heute als Glanzlichter des oft eher belächelten Glam Metals. Seit einigen Jahren ist der US-Fünfer auch wieder aktiv und legt mit „Shock“ sein nunmehr achtes reguläres Studioalbum vor.

Und ein kleiner „Shock“ ist die neue Scheibe beim ersten Hören tatsächlich, denn die bluesigen Wurzeln der Band schimmern darauf, wenn überhaupt, nur hier und da durch. Vielmehr meint man beinahe, die falsche CD eingelegt zu haben, denn viele der Songs klingen verdächtig nach Def Leppard. Dies verwundert allerdings kaum, wenn man bedenkt, dass „Shock“ gemeinsam mit Def Leppards Lead-Gitarristen Phil Collen entstanden ist – neben der Produktion hat er auch gleich noch das Co-Songwriting übernommen. Und dabei sind durchaus starke Songs wie der sleazige Opener „You Won’t Take Me Alive“, der stark an Def Leppards ‚Hysteria‘-Album erinnernde Rocker „Taste Like“ und die wunderschöne, wenn auch leicht kitschige Ballade „We Can Rule The World“ entstanden. An Teslas Frühwerk erinnert das alles zwar nur am Rande, aber das muss ja nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten.

Dennoch hätte „Shock“ insgesamt gerne etwas härter, erdiger und weniger glatt ausfallen können, zumal sich mit dem arg poppigen Titelsong „Shock“ ein ziemlich schwacher Song eingeschlichen hat und die Balladendichte etwas zu hoch ist – eine Schmalznummer wie „Love Is A Fire“ hätte man gerne weglassen können. Doch bei all der Kritik auch viel Positives auf dem Album zu entdecken. So liefern Tesla bei „California Summer Song“ einen astreinen 70er-Revival-Song ab, lassen bei der tollen Ballade „Forever Loving You“ gar die 60er Jahre anklingen und liefern mit „The Mission“ mal wieder einen echten Rock-Ohrwurm allererster Güte ab.

Härtere Nummern wie „Tied To The Tracks“ und „I Want Everything“ und das in den Strophen sehr bluesige „Comfort Zone“ erinnern schließlich auch sehr angenehm an die frühen Band-Tage, so dass „Shock“ durchaus zu einem versöhnlichen Ende auch für ältere Fans findet. Wer mit einer insgesamt eher kommerziellen Ausrichtung und dem einen oder anderen (meist gelungenen) Experiment keine Probleme hat, der kann hier also gerne zugreifen, denn „Shock“ mag für Tesla-Verhältnisse ungewohnt klingen – ein schlechtes Album ist es aber keinesfalls.

Wertung: 3,5/5

Erhältlich ab: 08.03.2019
Erhältlich über: T-Boy (Universal Music)

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