Auletta – Auletta

Auletta
(c) Auletta

Die deutsche Indie-Szene schien Auletta zu Füßen zu liegen. Nach einem ersten Minihit („Meine Stadt“), der auf dem Soundtrack eines bekannten Fußball-Videospiels enthalten war, sowie der Teilnahme am Bundesvision Song Contest ging das zweite Album 2011 in die Top 40. Ein Jahr später verschwanden die Mainzer nach einen Auftritten von der Bildfläche, Leichtigkeit und Spaß an der Musik waren verloren gegangen. Erst 2017 begannen die Arbeiten an neuem Material, Crowdfunding öffnete Vertriebswege: „Auletta“ ist nun endlich da und zeigt mehr Ecken und Kanten, ohne dabei auf feinsinniges Fingerspitzengefühl zu verzichten.

Unverfälschte, furztrockene Episodenerzählungen aus dem tristen, urban-romantischen Alltag der Aulettas lassen keinen Platz für Fernweh oder Sehnsüchte. „Ghetto“ entpuppt sich schnell als Highlight dieser Platte. Zwischen luftigem Gepfeife und dezenter Noir-Note breiten sich spitzfindige Darstellungen und Beobachtungen aus, angenehm zynisch und pointiert. „Winter in Berlin“ setzt diese gekonnt und stilvoll fort. Der leicht weinerliche, beinahe an das post-moderne Wienerlied angelehnte Refrain spielt mit Ekel und Verachtung und schwimmt dabei gekonnt gegen den Takt.

Auletta machen es sich alles andere als einfach und verzichten auf offensichtliche Indie-Hits. Gute Songs haben sie trotzdem en masse geschrieben, bloß auf sympathisch unaufdringliche Art und Weise. Ein „Pass auf“ schleicht sich von hinten an, taucht urplötzlich und mit diebischem Lachen auf, nur um einige wenige bratende Gitarren vom Stapel zu lassen. Vielleicht drängt der Opener „Du bist wie Berlin“ noch am ehesten in gängige Genre-Schemata, auch wenn hier ein gewisser Fatalismus durch die Musik weht und zum infernalen Tango durch die glühende Nacht lädt. Zwischendurch packt das Quartett „Butterbrot und Peitsche“ mit lässig flirrender Gitarre aus und lässt in „Egal was alle sagen“ das Klavier ein klein wenig grooven.

Gegen den Zweifel, gegen den Strom und gegen den Sinn, letztlich aber doch auf angenehme Weise vertraut: Auletta versuchen sich auf ihrem eponymen Drittling erst gar nicht zu wiederholen, sondern kokettieren stattdessen stärker denn je mit fatalistischer Bildersprache und den Abgründen des Alltags. Dreck und Geifer geben sich ein Stelldichein, puristische Reduktion und brachliegende Gefühlswelten winken ebenso vorbei. Sie schaffen gemeinsam ein angenehm unvorhersehbares und doch so packendes Album mit Biss. Schön, die Mainzer zurück zu haben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.04.2019
Erhältlich über: Auletta (Membram)

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