Vampire Weekend – Father Of The Bride

Vampire Weekend
(c) Monika Mogi

Nach dem Release von „Modern Vampires Of The City“ und dem Ausstieg von Produzent und Multi-Instrumentalist Rostam Batmanglij wurde es um Vampire Weekend geraume Zeit ruhiger. Wobei das, im Nachhinein betrachtet, eigentlich nicht so ganz richtig ist – einerseits arbeite Mastermind Ezra Koenig konstant an neuer Musik, andererseits wurde er bei manchen Songs von Batmanglij unterstützt, man blieb sich freundschaftlich verbunden. Fünf Jahre nach der letzten Platte steht nun „Father Of The Bride“ in den Läden – eingängig, überlang und ziemlich ambitioniert.

Tatsächlich klingen die 18 (!) Tracks kunterbunt und doch wie aus einem Guss, wofür so manches Zwischenspiel und Interlude sorgen. Die Platte fließt konstant und wirft dabei so manchen kleinen Indie-Pop-Hit ab. Einige der besten Songs erschienen vorab, darunter das unkaputtbare „Harmony Hall“. Der Fünfminüter könnte tagelang in Endlosschleife laufen und ließe sich doch nicht kaputt kriegen. Das leicht überdrehte Keyboard schielt ein wenig gen Madchester, während darüber ein unheimlich charmantes, dichtes und sogar verhalten tanzbares Arrangement mit viel Gefühl thront. Herrlich verquere Zwischenspiele und das gewaltige Finale setzen ein Ausrufezeichen hinter einen der besten Songs des Jahres, übrigens gemeinsam mit Batmanglij entstanden.

„We Belong Together“, einer von drei Cuts mit Haim-Schwester Danielle, tänzelt lustwandelnd durch frühlingshafte Klangcollagen mit viel Gefühl und Schmelz. Im legeren, von schroffen Beats und schrillen Synths torpedierten „Flower Moon“ gibt sich Steve Lacy von The Internet ein Stelldichein. Von RnB-Pop bis zu avantgardistisch veranlagten Blechbläsern ist hier alles dabei. Zu schräg? Dann darf es vielleicht „This Life“ sein, ein weiteres eingängiges Stück Indie-Pop, das den Sommer frühzeitig einleitet. Oder aber „Stranger“, dieser gleichermaßen gefühlvolle wie hibbelige Exkurs, der bei aller Romantik einfach nicht still sitzen kann. Und wie wäre es mit dem unverschämt lässigen, tiefenentspannten „Unbearably White“, ein besonders smoothes Kapitel im reichhaltigen Œuvre von Vampire Weekend?

Unheimlich viel Musik, kein Verschnitt und so manch großer Moment: „Father Of The Bride“ erweist sich für Vampire Weekend als kleiner Siegeszug. Auch wenn diese 58 Minuten die Spannung nicht konstant hochhalten können, finden sich doch zahlreiche großartige Momente auf diesem Mammutwerk. Ein bestens aufgelegter Ezra Koenig, tolle Gäste und so manche unvergessliche Melodie zeigen, wie sehr man Vampire Weekend tatsächlich vermisst hat. Das packende Ergebnis rechtfertigt die Wartezeit ohne Frage.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.05.2019
Erhältlich über: Columbia Records (Sony Music)

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