Filthy Friends – Emerald Valley

Filthy Friends
(c) John Clark

Bei den Namen hinter Filthy Friends denkt man unweigerlich an eine Supergroup. Klar, schließlich sind Corin Tucker (Sleater-Kinney) und Peter Buck (R.E.M.) nicht irgendwer. Ursprünglich tat man sich zusammen, um Bowie-Songs zu covern, später wurde eine Band – aktuell mit Mitgliedern von The Minus 5, Fastbacks und Bitchface – daraus. Der ruppige Alternative Rock mutet tatsächlich wie eine Art Schnittmenge zwischen den jüngeren Sleater-Kinney-Platten und den etwas ungeschliffeneren Anfängen von R.E.M. an, „Emerald Valley“ ist bereits das zweite Studioalbum.

Die Idee, idyllische Bilder zu dekonstruieren und die Hässlichkeit menschlicher Arroganz darunter freizulegen, ist so einfach wie effektiv. Bereits der eröffnende Titelsong entblättert sich geschickt. Was zunächst nach beschwingter Americana-Kulisse klingt, wirft schnell einen schonungslosen Blick unter die Oberfläche und spielt mit noisigen Riffs. Diese kommen im mitreißenden „November Man“ besonders gut zu tragen. Tucker rattert die Tonleiter mit wachsender Begeisterung rauf und runter, die Gitarre heult auf, dahinter verbergen sich die ungeschönten Wurzeln von Indie und College Rock – ein effektives, mitreißendes Statement.

Filthy Friends wollen den Verzweifelten eine Stimme geben. In „Last Chance County“ ist diese besonders laut und eindringlich. Ein Hauch von Sprechgesang in den Strophen, angepunkte Ekstase im Refrain und stoisches Sperrfeuer zwischendurch reißen mit. Aber auch etwas gemächlichere Tracks, darunter das unverschämt eingängige „The Elliott“ und die emotional aufgeladene Ballade „Hey Lacey“, haben ihren Platz auf diesem Album. Das Flüstern von „Pipeline“, das an die Frühphase von R.E.M. erinnernde „Break Me“ und das herrlich flirrende „Only Lovers Are Broken“ bleiben ebenfalls hängen.

Hinter „Emerald Valley“ stecken starke Ideen und clevere Arrangements, deren Schönheit und Power sich oft erst nach dem zweiten, dritten, ja sogar vierten Durchlauf offenbaren. Mal wirkt die Band unheimlich stur und geradlinig, dann wieder von Ideen überschäumend, nur um sich mit dem komplexen Spagat aus Great American Songbook und entstellten Gitarren auf den ersten Blick im Weg zu stehen. Tatsächlich steckt hinter dem Wahnsinn von Filthy Friends Methode, die Strahlkraft der einzelnen Tracks scheint letztlich durch. Es ist ein richtig gutes zweites Album geworden, dieses „Emerald Valley“, eine Sammlung ruppiger Perlen, welche auch ohne das ‚Supergroup‘-Label problemlos zünden würde.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.05.2019
Erhältlich über: Kill Rock Stars / Redeye (H’ART)

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