José González – Local Valley

José González
(c) Peter Toggeth / Mikel Cee Karlsson

Endlich ist es wieder an der Zeit für ein neues Soloalbum von José González – ein Satz, der gefühlt jede Besprechung seines Werks einleiten kann, vergeht doch stets einiges an Zeit zwischen seinen Platten. „Vestiges & Claws“ hat bereits sechseinhalb Jahre auf dem Buckel, klingt aber nach wie vor zeitlos. Das ist die Kunst eines Musikers, der die legendäre Londoner Royal Albert Hall ausverkaufen konnte, drei komplette Jahre nach seinem letzten Release. „Local Valley“ widmet sich abermals großen Themen im akustischen Gewand, wird zur wichtigen Stimme für Hoffnung und Gerechtigkeit in schwierigen Tagen.

13 kleine, sorgsam geschliffene Perlen mit nur wenig zusätzlicher Instrumentierung arbeiten sich direkt in das Innerste der Seele vor. Eines der schönsten Stücke ist „Lilla G“, ursprünglich für die Tochter geschrieben, recht fröhlich ausgelegt und mit dezenter elektronischer Untermalung überaus lebhaft und pulsierend. Für „En Stund På Jorden“ widmet sich González der schwedischen Sprache und intoniert eine kleine Folk-Nummer, wunderbar schlicht und auf urige Weise bezaubernd, durchaus possierlich. Gedoppelter Gesang, etwas Gitarre und ganz viel Gefühl entführen auf eine Reise in die eigene Kindheit, ohne diesen Track je zuvor gehört zu haben.

Thematisch mögen die Tracks im Hier und Jetzt verankert sein, die Musik steht hingegen über den Dingen. Das atemberaubende Fingerpicking in „Valle Local“, begleitet von dezenter Beateske, wirkt wie ein fieberhafter Motor, der einfach nicht still bleiben kann. Hingegen bemüht „Visions“ das Langformat als Fortsetzung von „Every Age“ auf „Vestiges & Claws“. González selbst nennt diesen Exkurs einen seiner besten Songs. Natürlich darf die obligatorische Cover-Version nicht fehlen, wobei sich der Singer/Songwriter ausnahmsweise seinem eigenen Katalog widmet. „Line Of Fire“ stammt eigentlich von seiner Band Junip und wird auf ein instrumentales Minimum zerlegt. Das verblüfft zunächst, funktioniert aber erstaunlich gut.

Eigenlich gibt es wenig Neues von José González zu berichten, aber das ist schon in Ordnung. Eine große musikalische Revolution will man von ihm eigentlich nicht hören, damit möchte „Local Valley“ auch ganz und gar nicht punkten. Oberflächlich passiert herzlich wenig, doch macht gerade das den Reiz seines neuen Soloalbums aus. Feine Instrumentierung, die nur selten durch spärliche Elektronik ausgestattet wird, bewegender Gesang, starke Gitarrentechnik und durchdachte Texte mit Herz und Hirn fügen der Zeitlosigkeit des schwedischen Indie-Folkers ein weiteres, nun ja, zeitloses Kapitel hinzu. Auf José González kann man sich verlassen, das ist Musik für die Seele.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.09.2021
Erhältlich über: City Slang (Rough Trade)

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