The Halo Trees – Antennas To The Sky

The Halo Trees
(c) Yvonne Brasseur

Der überaus umtriebige Sascha Blach, unter anderem auch als Mastermind von Eden weint im Grab und Transit Poetry bekannt, wollte zu neuen musikalischen Ufern aufbrechen. Tiefe, melancholische Musik sollte es werden, handgemacht und nachdenklich. Mit Nick Cave, David Bowie und The National als Referenzen, wurden The Halo Trees 2016 ins Leben gerufen. Mittlerweile konnte der Berliner ein stabiles Line-up um sich scharen und präsentiert nach einer kurzweiligen EP nun das Debütalbum „Antennas To The Sky“.

Natürlich merkt man Blachs Hintergrund als Meister der emotionalen Schwere, ein an allen Ecken spürbares Phänomen der bedrückenden Beinah-Implosion. Der Rausschmeißer „A Lonely Song I Humbly Sing“ bringt dies nicht nur textlich auf den Punkt. Trister Indie Noir wandelt in gemächlichem Tempo über nebelige Felder, von einem Hauch Folk begleitet, der Selbstaufgabe nah. Herrliche Vocals – gefühlvoll, bedeutungsschwanger und beschwörend, im besten Fall sogar gedoppelt – entführen zu großartigen Momenten. Selbst etwas forschere Exkurse, darunter „Hipsters & Whores“, können nichts an diesem Gefühlszustand ändern. Auch wenn die Gitarre im Refrain richtig schön kracht, das Cello tönt herrlich todtraurig und leicht depressiv, nur um für wenige Sekunden im Folk-Punk zu verweilen.

Was genau auf diesem Debütalbum passiert, lässt sich nicht immer in entsprechende Worte kleiden. Wie will man ein Machwerk wie „King Of Frowns“ beschreiben? Der Opener mit anfänglicher Grabesstimme und hibbeligem Arrangement wirkt atemlos und doch erdrückend, erinnert im besten Sinne an Phillip Boa. „Bullet For Peace“ nimmt zwischenzeitlich beinahe poppige Züge an, nur um erhobenen Hauptes dem Untergang entgegenzuschreiten und einen weiteren herrlichen Chorus vom Stapel zu reißen. Ein „When The Storm Comes“ täuscht Gothic an, nimmt schließlich schräge Indie-Haltung an, während „The Violent Words“ ein weiteres Mal eingängige Gefilde beschwört.

Wenn The Halo Trees um gleich mehrere Ecken denken und überraschende Wendungen einbauen, begeistern ihre Songs so richtig. Natürlich kristallisiert sich die schwermütige Grundstimmung schnell heraus, aber was die Band auf „Antennas To The Sky“ daraus macht, beeindruckt. Sympathische Indie-Ästhetik, melancholischer Touch und clevere Instrumentierung mit bewegendem Synth- und Cello-Einsatz sorgen für ein unorthodoxes wie bärenstarkes Debüt. Blach kann sich übrigens vorstellen, The Halo Trees „bis ins hohe Alter“ fortzuführen. Neue Songs sind bereits fertig.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.06.2019
Erhältlich über: Winter Solitude (Soulfood Music)

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