Drive Moya – The Light We Lost

Drive Moya
(c) Noise Appeal Records

Mit Mimi Secue und Contour schwang sich Christian Jurasovich einst zu einem der österreichischen Slowcore-Vordenker auf, nun ist es Zeit für eine etwas andere Perspektive. Drive Moya aus Wien tauchen tief in schroffe, verführerische 90s-Rock-Klänge ein, irgendwo zwischen Shoegaze, Alternative, Noise und Post Rock. Das Trio debütiert mit „The Light We Lost“, eine packende Reise durch Effekte, Modulationen und originelle Gitarrensounds.

Für die sieben fluffigen Tracks gibt es keine Grenzen, nicht einmal hinsichtlich Spielzeit. So lauert „White Leaf“ bereits an zweiter Stelle. Die Überschreitung des Sieben-Minuten-Rubikons mutet ambitioniert an, geht letztlich aber unheimlich leicht von der Hand. Butterweiche Vocals und Harmonien treffen auf ein zunächst locker-flockiges, später durchaus berauschendes Arrangement. Das nahtlose Umschalten in Richtung Noise und Gitarren-Dickicht kommt gut, dahinter entwickeln Bass und Schlagzeug ein wuchtiges Eigenleben. Wiederholt treiben neue Melodien, Effekte und Mini-Eskalationen das Geschehen auf die Spitze, ein unerwartetes Opus ist die logische Konsequenz.

Natürlich können sich die Wiener auch kürzer halten. Wie „Violin“ seine legere Weirdness auf den süffig-poppigen Lush-Punkt bringt, unterhält immer wieder aufs Neue. Dicke Gitarrenwände und ordentlich Distortion sind wertvolle Begleiter dieser Exkurse, das zeigt bereits der Opener „Cold Water“. Zwischen majestätischen Melodieteppichen und mit Post Punk flirtender Sinnsuche ist unheimlich viel Gefühl an Bord, das schließlich im abermals ellenlangen Post-Rock-Monster „Song For Two“ gekonnt abhebt.

Das konstante Spiel mit den musikalischen wie auch emotionalen Gezeiten bekommt „The Light We Lost“ – übrigens ein vorzüglich gewählter Titel – richtig gut. Wiederholt ebbt das Geschehen in diesen 37 Minuten ab, nimmt urplötzlich Fahrt auf und flutet mit bittersüßen Melodien. Drive Moya spielen die Routine der beteiligten Musiker aus, ohne auf Nummer Sicher zu gehen. Unterm Strich bleibt eine herrliche, aufwühlende und unverschämt eingängige 90s-Wundertüte, von der man nicht so schnell loskommen kann, geschweige denn will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.12.2019
Erhältlich über: Noise Appeal Records (Rough Trade)

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