Metz – Up On Gravity Hill
Es hat sich angekündigt, im besten Sinne: Bereits auf „Atlas Vending“ wagten Metz zumindest kleine Zugeständnisse hinsichtlich Eingängigkeit, ohne dabei auf ihren räudigen, angepunkten Noise-Sound zu verzichten. Davon wollen sich die drei Kanadier auch keinesfalls entfernen, zeigen sich nun aber deutlich breiter aufgestellt, fast schon ‚erwachsener‘, um dieses böse Wort zu verwenden. Dass hier Alex Edkins‘ Erfahrungen mit seinem poppigeren Soloprojekt Weird Nightmare sowie den diversen Arbeiten an Soundtracks zumindest eine gewisse Rolle spielen, lässt sich nicht von der Hand weisen. Und doch ist „Up On Gravity Hill“ ein vielschichtiges, persönliches und gewohnt kaputtes Bandalbum geworden.
Natürlich schlagen Metz weiterhin mit wachsender Begeisterung um sich, bloß einen Tacken präziser und somit zerstörerischer. Das nölende, unbequeme „Wound Tight“ steht mit seinem aufbrausenden Noise-Punk, der immer wieder von erstaunlich verspielten, melodischen Ansätzen unterbrochen wird, dafür Pate – dreieinhalb treibende, schroffe Minuten mit einem kleinen Hoffnungsschimmer. Dieses Rezept kennt auch „99“, das sein kauziges Rezept mit 60s-Rock-Ansätzen kreuzt und damit im besten Sinne verwirrt. Harmoniebedürfnis kollidiert mit einem kapitalen Abriss – das sollte eigentlich nicht funktionieren, ist in den Händen von Metz aber bestens aufgehoben.
Zwei Tracks, die exemplarisch für die musikalische Evolution der Kanadier stehen, rahmen dieses Album ein. „No Reservation / Love Comes Crashing“ eröffnet wuchtig und episch, kreuzt Dissonanz und Punk-Attitüde mit Indie- und Alternative-Flair. Hier kollidieren Welten und fechten ein packendes Duell aus, das zum Ende hin abhebt und mit einer Violine überrascht. „Light Your Way Home“ fällt noch radikaler aus und hüllt in einen Klangwall, den man so eher Shoegaze-Bands zuordnen würde. Fuzzige Wärme trifft auf himmlische Resignation, während die Gitarren quietschen und knarzen. Ein Idyll ist das noch nicht, doch waren Metz noch nie so nahe dran.
Das ist anders, das ist derb, das ist eingängig, das ist verzaubernd, das ist kompromisslos kaputt: Metz brechen ihren Sound endgültig auf und räumen damit ab. Auch „Up On Gravity Hill“ ist ein Noise- und Punk-Album, das sollte keine Überraschung sein, bloß lässt das Trio so viel mehr zu, was ihnen bestens bekommt. Indie-Ansätze, Shoegaze-Flächen, Alternative-Riffs und sogar eine feine Prise Pop gestalten das Geschehen noch einen Tacken spannender und abwechslungsreicher, schütteln kleine Hits aus dem Ärmel und haben hörbar Spaß daran. Metz wagen, gewinnen und öffnen mit dieser kleinen Schönheit von einem Album bestimmt – und verdientermaßen – neue Türen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)
Website: www.metzztem.com
Facebook: www.facebook.com/metz