Peel Dream Magazine – Agitprop Alterna

Peel Dream Magazine
(c) Andy Schilling

Vor zwei Jahren gelang Joe Stevens eine Punktlandung. Der New Yorker rief Peel Dream Magazine ins Leben und veröffentlichte „Modern Meta Physic“, eine schwebende Melange aus Indie Pop, Psychedelic Rock und Shoegaze. An den Zutaten hat sich wenig geändert, an den Köchen des Breis allerdings schon: Für den Nachfolger lud sich Stevens Mitglieder seiner rotierenden Live-Band ins Studio ein, darunter Schlagzeuger Brian Alvarez und die mittlerweile wieder ausgestiegene Sängerin Jo-Anne Hyun. „Agitprop Alterna“ folgt der Brecht’schen Maxime, Kunst als Werkzeug zur Anregung der Aktion heranzuziehen.

Die beiden Opener bringen weite Teile des Bandsounds prima auf den Punkt. „Pill“ rockt knackig und ohne Umschweife los, hüllt sich in dicken Shoegaze-Fuzz, während Stevens seine Zeilen mehr spricht als singt. Im Nebel steuert Hyun ein paar harmonische Zeilen bei, viel zu schnell ist dieser Exkurs wieder vorbei. Derlei konzentrierte Gemächlichkeit lässt sich in „Emotional Demotion Creator“ nur bedingt erkunden. Von Anfang an setzen Peel Dream Magazine das Tempo deutlich höher und forscher an, wirken punkig und bringen angenehm psychedelische Untertöne aufs Tableau. Hier ruhig sitzen zu bleiben, fällt schwer.

„Agitprop Alterna“ verfügt ebenso über ruhige, beinahe nachdenkliche Momente. „The Bertolt Brecht Society“ nimmt in aller Kürze beinahe meditative Züge an, „Do It“ blubbert durch das bunte Pop-Kaleidoskop und „Brief Inner Mission“ träumt sich durch den Tag. Bevor allerdings Schlafes Bruder das Zepter in die Hand nimmt, rüttelt der mächtige Fuzz von „Eyeballs“ wach. Dichte, bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Gitarren betten auf aggressive Gemütlichkeit, das Melodiegefühl bewegt. Ähnliches schimmert in „Escalator Ism“ ein wenig durch, wenngleich eine Spur punkiger serviert.

Um Nettigkeiten ist bei Peel Dream Magazine niemand bemüht, auch wenn sich so mancher Moment gar lieblichst herankuschelt. Schnell findet sich „Agitprop Alterna“ in seiner eigenen Welt wieder und blubbert voran, beinahe jenseitig und doch so betörend, so gefühlvoll, so einnehmend. Die musikalische Wand zwischen Traum und Distortion bekommt Stevens‘ geschickt erweitertem Projekt gut – ein gelungenes Stück Eskapismus für schwierige Zeiten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.04.2020
Erhältlich über: Tough Love Records (Cargo Records)

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