Daily Thompson – God Of Spinoza

Daily Thompson
(c) Jonas Wenz

Mund abwischen, weitermachen: Im Sommer 2020 veröffentlichten Daily Thompson das mächtige „Oumuamua“, bloß mit der dazugehörigen Tour wollte es nicht so recht klappen. Also nahm man die angestaute Energie einfach mit in den Proberaum und spielte weiter. Die drei Dortmunder wollten vor allem nicht auf der Stelle treten. War die letzte Platte über weite Strecken noch heavy wie Sau, ist davon jetzt etwas weniger zu hören. „God Of Spinoza“ setzt zwar weiterhin auf spacige Psych-Ideen, holt sich aber zusätzlich lässig abgehangenen 90s-Alternative-Rock ins Boot. Und das funktioniert hervorragend.

Geblieben ist ihnen allerdings der Hang zur Überlänge. „I Saw Jesus In A Taco Bell“ macht das prima vor und bemüht sich als Rausschmeißer um monumentale Dimensionen. Das hat stellenweise eine Shoegaze-artige Lässigkeit, ist zudem tief in Psychedelic-Wucht verhaftet, scheinbar richtig schön egal vorgetragen und doch voller Nachdruck, voller Elan. In „Cantaloupe Melon“ kommt diese fluffige Leichtigkeit ebenfalls prima durch, nur um sich mit fortlaufender Spieldauer weiter und weiter in den Wahnsinn hineinzusteigern. Wütende Schreie und ein wenig Noise-Dissonanz in der zweiten Hälfte lockern das Geschehen auf.

Wobei, so ganz hat man sich doch nicht von der monolithischen Intensität des Vorgängers verabschiedet. „Muaratic Acid“ greift immer wieder auf ein erfrischend bleiernes Riff zurück, dazu hält ein wunderbar spaciger Jam Einzug. Auch „Nimbus“ trägt ein wenig Stoner-Space-Elan in sich, wirkt wie die Brücke zu „Oumuamua“ und nimmt zugleich die verspielte Tiefenentspanntheit weiter Teile der neuen Platte vorweg. Diese kommt beispielsweise in „Golden Desert Child“ prima durch, wenn Sonic Youth und die Pixies auf Monster Magnet treffen.

Zwar scheint vielleicht die sprichwörtliche Sonne (noch) nicht aus dem Arsch, doch funktioniert die neue Feineinstellung auf „God Of Spinoza“ hervorragend. Der leichte Tweak sorgt für Frische, ohne alle Zelte abzureißen. Begleitet von erwartungsgemäß gutem Songwriting und wertigen Jams wagen Daily Thompson eine präzise Kurskorrektur, die trotzdem spontan und knackig rüberkommt. Im mehr als nur sympathischen Widerspruch liegt abermals die Kraft, das Kopfkino wird angeworfen, die Zeitlosigkeit stellt sich wie von selbst ein. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Roadburn-Live-Version.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.12.2021
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

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