All We Are – Providence

Eine kleine Pause sowie eine kreative Beinahe-Katastrophe brachten All We Are zurück in die Alt-Pop-Spur. Nach zwei in kurzer Abfolge veröffentlichten Platten sowie begleitenden Touren brauchte das internationale, in Liverpool ansässige Trio eine kleine Pause. Die Aufnahmen zum Nachfolger von „Sunny Hills“ begannen zwar bereits Ende 2018, allerdings zerstörte ein Defekt der Haupt- sowie der Backup-Festplatte sämtliche anfänglichen Aufnahmen. All We Are fingen komplett von vorne an und verließen sich stattdessen auf ihren Instinkt. „Providence“ dankt es ihnen.
Herausgekommen ist eine unverschämt lässige und zugleich angenehm abwechslungsreiche Platte mit so manchem Highlight. „L Is For Lose“ bringt den Charme der bisherigen Alben mit und taucht diesen in eine ordentliche Portion Funk. Das Ergebnis ist sexy, tanzbar und zugleich ein klein bisschen schräg, entfernt an das Debüt von MGMT erinnernd. „Bad Advice“ greift diese Lässigkeit mit dem Weichzeichner auf, entschleunigt noch weiter und bemüht sich um betonte, beinahe frühlingshafte Coolness. Im Refrain geht die Sonne auf, rundherum lacht der sprichwörtliche Schalk aus dem Nacken.
„Providence“ ist das Epitom poppiger Spielfreude und der eröffnende Titelsong steht stellvertretend dafür. Nach kurzem Geblubber geht es fast sofort in media res, bewegungsfreudig und cool. Nach einer knappen Minute haben All We Are die Grundmelodie herausgearbeitet, und die bleibt sofort hängen. Das folgende „Heart Of Mine“ wirkt betont cheesy, ohne dabei auf die Nerven zu gehen – irgendwo zwischen 80s-Parodie und gekonnter Alternative dazu angesiedelt. Schwülstig, aufgeblasen und kurzweilig zeigt sich das getragene „How You Get Me“, ein romantischer Ansatz zu intimer Gemächlichkeit.
Frischer Elan und kreatives Tabula Rasa bedeuten für All We Are einen etwas anderen Ansatz, der keineswegs die bisherigen Platten negiert, sich zudem aber in neue Gefilde vorwagt. Gerade der Funk ist neu, ersetzt psychedelische bis krautige Ansätze komplett und breitet sich stattdessen mehr denn je in geschmackvollen Pop-Gefilden aus. „Providence“ serviert abermals geschmackvolle, radiofreundliche Klänge mit Herz und Hirn, vor allem jedoch mit Substanz. Das Trio aus Liverpool bewegt abermals – in vielerlei Hinsicht, irgendwie anders und doch willkommen vertraut.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 14.08.2020
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
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