Dreimalumalpha – Jugend ans Geld verloren

Dreimalumalpha
(c) Nicolas Hafele

Schrammelnder Gitarren-Pop, knackige Parolen und philosophische Texte – da war doch mal etwas in Hamburg. Tatsächlich machen Dreimalumalpha keinen Hehl um ihre musikalischen Vorbilder. Das Trio aus der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck arbeitet frontal und doch durchdacht, schreibt dabei richtig gute Songs und dreht die Uhr mal eben um zwei bis drei Jahrzehnte zurück, ohne dabei altbacken zu wirken. Wie bitte? „Jugend ans Geld verloren“, so der Titel des Debütalbums, will keine offenen Fragen beantworten und zieht stattdessen seinen Stiefel durch.

An wem sich die drei Österreicher orientieren, wird schnell deutlich, stört aber nicht weiter. Das eröffnende „Sicherlich nicht“ mit seinem entspannten Elan – ein Widerspruch in sich, der zugleich eingängig, leger und energisch anmutet – brennt sich binnen Sekunden an, dann lässt „Am Karussell von Ingo Blaumann“ pipifeine Melodien und einen gleichermaßen zermürbenden wie sympathischen Refrain vom Stapel. Schöne Metaphern treffen auf klare Kindheitsbilder, deutliche Anklagen auf Alternative-Radio-Taugliches mit feinsten Noir-Untertönen. Auf gefühlt unzähligen Ebenen der Bedeutung und des Erlebten ergeben sich fünf magische Minuten mit hohem Suchtfaktor.

Überhaupt packt dieser Einstand kleine Hits am laufenden Band mit wachsender Begeisterung aus. Das bereits bekannte „Zu Besuch“ wirkt vergleichsweise federnd, beinahe verschmitzt, während die verzerrte Wucht von „Was ist da bloß los“ etatmäßige Punk-Querverweise mitbringt, ohne das vermeintliche, überdies lockere Soundkorsett zu verlassen. „Und wenn es dann funktioniert“ entlädt sich mit seinem 90s-Elan und dem kantigen Biss gleich mehrfach. Geschickt erhebt sich der Refrain aus dem Nirgendwo und bleibt nach dem ersten Durchlauf hängen. Die abschließende Dekonstruktion „Ist die Zeit da um zu gehn'“ ist nur eine gerissene Seite vom Demo-Vollrausch entfernt und erhebt den Dilettantismus zur sympathischen Garage-Noise-Punk-Maxime.

Was Dreimalumalpha machen, ist natürlich sehr vertraut und zu gewissen Teilen vielfach gehört, steht aber dennoch problemlos auf eigenen Beinen und wirkt von großen Vorbildern unbeeindruckt. Einen ureigenen Sound in einem längst ausgelatschten Subgenre zu finden, sollte eigentlich nicht so leicht von der Hand gehen. „Jugend ans Geld verloren“ macht von der ersten bis zur letzten der 42 Minuten Vinyl-Ideallänge richtig Spaß. Packende Hooks, beißende Songs sowie gleichermaßen umarmende wie verworrene Texte geben sich die Nordlicht-Klinke inmitten alpiner Felsgiganten in die Hand. Indie-Klänge zum Gernehören und zugleich ein deutliches Statement-Album einer neuen möglichen Lieblingsband.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.12.2020
Erhältlich über: Motor Music

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