Harrison Storm – Be Slow

Harrison Storm
(c) Ella Crotty

Als Straßenmusiker erarbeitete und erspielte sich Harrison Storm jeden Cent, um ein paar Tracks in einem professionellen Aufnahmestudio einzuspielen. Daraus entstand 2015 die EP „Sense Of Home“, der Rest ist Geschichte. Mit seinen bisherigen drei Kleinformaten erzielte der Australier Streams im neunstelligen Bereich, zudem tourte er unter anderem mit Gregory Alan Isakov und Snow Patrol. Zum Jahresende setzt es nun fünf neue Songs auf „Be Slow“.

Manchmal reichen die einfachsten Ideen für einen guten Track. Das eröffnende „With You“ ist ein Liebeslied, nicht mehr und nicht weniger. Große Gefühle begleiten den weitflächigen Song, der viel Atmosphäre und weit offene Klangräume zulässt, von Storm oft nur rudimentär gefüllt. In diesem Minimalismus der Dinge fühlt er sich hörbar wohl und liefert ein kleines Highlight ab. Das folgende „Be Slow“ wirkt hingegen verschmitzt und vorwitzig, wie ein ausgeglichener Gus Dapperton. Abermals braucht es nicht viel, um mit beiden Beinen fest im Ohrwurm zu landen.

Ob „Breathe Again“ wirklich den großen Refrain gebraucht hätte? Duncan Laurence hätte den Song Contest wohl gleich ein zweites Mal damit gewonnen, hier droht er jedoch die zarte Songknospe ein wenig zu ersticken. Auch in „Sea And Fire“ wird es mit zunehmender Spieldauer radiotypischer, ohne sich jedoch aufzudrängen. Storm spielt mit vertrauten, etablierten Mustern und verpasst diesen dennoch seine eigene Handschrift. „You & I“ rundet die EP etwas unterkühlt ab und schafft es nicht so recht, die gute Idee vollends umzusetzen – immer noch ein sympathischer Song, aber eben nicht mehr.

Drei exzellente Songs und zwei okaye Ideen hinterlassen einen insgesamt vielleicht nicht perfekten Eindruck, und doch reiht sich „Be Slow“ sauber und souverän in die Riege der bisherigen Releases ein. Gerade der Titelsong und „With You“ zeigen Harrison Storm in Bestform, vielleicht sogar mit einem verstohlenen Blick in die Zukunft, wohin die Reise gehen könnte. Der erhoffte Überflieger ist die vierte EP in ihrer Gesamtheit vielleicht nicht, dafür abermals sehr hörenswert, mehr als Playlist-tauglich und wunderbares Soulfood am Ende eines beschissenen Jahres.

Wertung: 3,5/5

Erhältlich ab: 04.12.2020
Erhältlich über: Nettwerk

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