Boundaries – Maidan

Boundaries
(c) Malthe Ivarsson

Ist das die nahende Apokalypse oder einfach nur kondensierter Schmerz? Boundaries aus Dänemark reihen sich in die aktuell nicht abreißende Welle großer Post-Punk-Talente ein. Seit der ersten EP 2018 zerlegt das Quartett mit seiner brach liegenden Welt gerne mal widersprüchlicher Emotionen so manche Festivalbühne, fand jedoch etwas mehr Zeit als gedacht, um am Debütalbum zu arbeiten. Dieses nennt sich „Maidan“, arbeitet mit allerlei exotischen Instrumenten (u.a. Mandoline und Guzheng) und versteht sich als klaustrophobes, aufwühlendes Werk, in dem man sich verlieren, über das man sich aber ebenso austauschen soll. Wie ein Versammlungsplatz, ganz dem Titel entsprechend.

Das zackige, beklemmende „Mirror’s Image“ fasst die Eigentümlichkeit der Nordlichter prima zusammen. Scharfkantige Gitarren, treibende Rhythmusabteilung, sehnsüchtiger und zugleich fordernder Gesang – man bedient die finstere Seite des Genres, unter anderem an die frühen Killing Joke-Alben erinnernd. Wie sich der Song immer weiter entfaltet und neue Wunderwelten ausbreitet, reißt mit. Das brodelnde, vogelwilde „Tusk (Revised)“ definiert sich hingegen über Lautstärke, über Druck und Intensität. Hier kommt der Punk-Aspekt des bewirtschafteten Ackers deutlich zu tragen, der schroffe Ansatz spielt sogar mit Noise-Elemente.

Im Post-Sektor docken Boundaries allerdings auch schon mal an Post-Rock-Gefilden mit einem Hauch von Mogwai an, wie das abschließende „Harness“ eindrucksvoll illustriert. Die Art und Weise, wie sich der Sechsminüter in niedergeschlagener und dennoch pulsierender Finsternis immer weiter ausbreitet, reißt sofort mit. Ähnliches deutet zunächst „Separation Song“ an, bevor klinische, kalte Melodien sogar ein klein wenig in Richtung Wave drängen. Dort wartet zunächst der Opener „Erosion“, nur um mit fortlaufender Spieldauer unruhiger und missmutiger zu werden – eine wunderbar rüpelhafte, dennoch harmonische Episode.

Der in Verbindung mit Boundaries gerne aufs Tableau gebrachte Weltschmerz ist in jeder Sekunde greifbar. Anstatt sich jedoch in vermeintlicher Aussichtslosigkeit zu suhlen, stimmen die Dänen ein wahres Wechselbad der Gefühle an, nehmen verhaltene Hoffnung mit, geben sich aufbrausend und lärmend, dann wieder niedergeschmettert und zurückgenommen. „Maidan“ will wild sein und ein Statement abgeben, genau das gelingt auch – Post Punk mit wiederholten Ausbruchsversuchen, epischer Düsternis und wohliger Sinnsuche im emotionalen Kargland.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.03.2021
Erhältlich über: popup-records

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