Jake Isaac – Honesty

Über 70 Millionen Streams, sechs EPs, ein Album, außerdem Zusammenarbeiten mit und für Paloma Faith, Gabrielle und Duffy: Jake Isaac ist einer der Singer/Songwriter der Gegenwart und gefühlt schon ewig am Sprung, auch solo neue Sphären zu erreichen. Sein zweiter Longplayer könnte nun genau das schaffen. Isaac schrieb „Honesty“ in den ersten beiden Wochen des ersten Lockdowns im März 2020, bewusst reduziert und isoliert, nur um im Anschluss möglichst viele Kollaborationen anzuleiern – ein hochspannendes Konzept zwischen Soul, Folk und RnB.
Ins Auge sticht „Gold“, der gemeinsame Song mit India.Arie. Ins Ohr übrigens auch (wiewohl sich das deutlich unangenehmer anfühlt), denn die reduzierte, butterweiche Zusammenarbeit der beiden geht unter die Haut. Die fragile, angehauchte Ballade mit RnB-Untertönen hat unheimlichen Charme, zudem ergänzen sich die beiden Stimmfarben exzellent. „Wake Up“ mit dem Folk-Trio Wildwood Kin bewegt sich in ähnlichen Gefilden, vielleicht sogar eine Spur lebhafter und souliger. Es passiert nicht viel, doch gerade diese Übersichtlichkeit kommt gut.
„Eyes For You“, eine von gerade einmal zwei Solonummern, geht es deutlich flotter an und tastet sich mit wuchtigem Beat und viel Gefühl in Richtung RnB-Pop vor. Danach wird es in „Remember“ zugleich lauter und vorsichtiger. Isaac erinnert nicht zum letzten Mal an Michael Kiwanuka, dazu verpassen Samm Henshaw und die Grammy-nominierte Mumu Fresh dem Track angenehm frontales, druckvolles Flair. Für „Promise You“ erhöht Isaac schließlich die Schlagzahl, sorgt mit Wucht und Gefühl für bewegende wie tanzbare Momente. Der soulige Unterbau dient als Rettungsanker.
Keine 27 Minuten Spielzeit, dazu drei von zehn Songs als Interludes: „Honesty“ nimmt es mit dem klassischen Albumformat nicht ganz so genau, aber das stört nicht weiter. In aller gebotener Kürze zeigt sich Jake Isaac in Bestform und profitiert zugleich von der langen Gästeliste, die den meist recht kompakt und übersichtlich gehaltenen Arrangements einiges an Charme verpassen. Zwischen Reduktion und der Freude an der gemeinsamen Musik ergibt sich ein weiteres kurzweiliges Werk eines überaus talentierten Singer/Songwriters, der es sich mehr als verdient hätte, endlich durch die sprichwörtliche Decke zu gehen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 05.03.2021
Erhältlich über: AntiFragile
Jake Isaac @ Home | @ Facebook
„Honesty“ @ Amazon kaufen