The Reds, Pinks And Purples – The Town That Cursed Your Name

The Reds, Pinks And Purples
(c) The Reds, Pinks And Purples

Jedes Jahr eine neue Platte, dieses Ziel scheint Glenn Donaldson aka The Reds, Pinks And Purples nun bereits zum fünften Mal zu verfolgen. Im Gegensatz zum luftigen, poppigen „Summer At Land’s End“ bemüht sich der Songwriter aus der Bay Area nun aber um etwas Lo-Fi-Abwechslung. Fuzzige, dominantere Gitarren erinnern an den großen College-Rock-Aufschwung Ende der 80er, ohne sich dabei komplett von vertrauten Klängen und Themen zu entfernen. „The Town That Cursed Your Name“ serviert zwölf sympathische, unterhaltsame Kurzgeschichten im Songformat.

Leicht verwaschene und doch energische Nostalgie breitet sich aus, wenn beispielsweise „Life In The Void“ diesen halbwegs neuen Weg beschreitet und den Indie-Chic vermehrt in Richtung Rock schiebt. Donaldsons Stimme bleibt so einfühlsam und einnehmend wie eh und je, bloß erinnert der Drive schon mal im besten Sinne an Dinosaur Jr., was wahrlich nicht der schlechteste Vergleich ist. Das knackige, treibende „Mistakes (Too Many To Name)“ verstärkt diesen Eindruck und lässt die herrlich verzerrte Gitarre selbst gewisse narrative Aufgaben übernehmen. Es passiert nicht viel, und doch macht gerade das Laune, speziell im markigen Uptempo-Chorus.

Zugleich verabschiedet sich Donaldson keinesfall vom poppigeren Sound der Vorgänger. „Break Up The Band“ ist ein bezaubernder Lo-Fi-Piano-Song geworden, semi-balladesk und so angenehm aufrichtig mit den Storytelling-Qualitäten eines Bonnie „Prince“ Billy. Auch das reduzierte, fast schon folkige „Almost Changed“ passt wunderbar in diese Riege. Hingegen scheint das eröffnende „Too Late For An Early Grave“ die Brücke zwischen beiden Welten zu schlagen – poppig und forsch zugleich, eine butterweiche und doch kantige Perle. Der kurze, knackige Titelsong verfolgt eine ähnliche Lo-Fi-Strategie und wirkt in dieser Reduktion überraschend cineastisch.

Diese kleine musikalische Evolution bekommt The Reds, Pinks And Purples sehr gut. Mit deutlich mehr Gitarren und einem gewissen College-Rock-Faible erhält der Lo-Fi-Indie-Sound einen fein frischen Anstrich, nach wie vor bekömmlich und doch angenehm anders. „The Town That Cursed Your Name“ haucht Glenn Donaldsons Projekt zusätzliches Leben ein, sorgt für Abwechslung und bricht doch keineswegs mit vertrauter Tradition. Der Rhythmus bleibt erhalten, die Qualität ebenso hoch: An den fabulösen The Reds, Pinks And Purples sollte es weiterhin kein Vorbeikommen geben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.03.2023
Erhältlich über: Tough Love Records (Cargo Records)

The Reds, Pinks And Purples @ Bandcamp
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