Bonnie „Prince“ Billy – I Made A Place
Will Oldham war und ist fleißig. Der 46jährige aus Louisville, Kentucky veröffentlicht in schöner Regelmäßigkeit neue Platten, häufig als Bonnie „Prince“ Billy. Seit dem letzten Album mit Bonnie-Originalen zogen tatsächlich acht Jahre ins Land, dazwischen gab es unter diesem Pseudonym vornehmlich Kollaborationen und Fremdkompositionen. Auf „I Made A Place“ kehrt Oldham nun zu seinen Wurzeln zurück, entdeckt hawaiianische Musik für sich und zeigt sich bestürzt über den globalen Status Quo.
Die erste Hälfte widmet sich überwiegend fröhlichen Songs und ausladender Instrumentierung. So geht „New Memory Box“ sogleich in media res mit verschmitztem Folk angedeutetem Country-Jodler und Banjo. Die gute Laune steckt an und führt direkt in das understatete „Dream Awhile“. Unterschwellige Soundtrack-Elemente erinnern an Jonathan Jeremiah, rundherum wird es heimelig, fast schon keck. Mit dem vorwitzigen „Squid Eye“ und den von der lebenslustigen Fidel getragenen „The Devil’s Throat“ tun sich weitere kleine Perlen auf.
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt, und so wirft die zweite Albumhälfte einen kritischen Blick auf die heutige Welt mit Fokus auf die westliche Zivilisation. Ein „Mama Mama“ kniet sich tief in die klassische Country-Tradition mit Schmelz in der Stimme und Schwermut im Ohr. Auf „This Is Far From Over“ widmet sich Oldham weitestgehend akustischen Klängen. Feine Singer/Songwriter-Kunst rückt den Protagonisten in den Mittelpunkt des Geschehens, gelegentlich von einer Querflöte begleitet. „Thick Air“ verbreitet schließlich herrliche Schwere mit unerwartet jazzigen Untertönen.
„I Made A Place“ serviert vertraute Kost im besten Sinne und zeigt sämtliche Facetten von Oldhams Pseudonym Bonnie „Prince“ Billy auf gewohnt sympathische Weise. Während die erste Hälfte stellenweise fast schon zum Tanzen und Mitschwingen ermutigt, entlädt sich die Last der Welt sukzessive über den zweiten Teil. Bewegender Gesang, nicht minder packende Instrumentierung und große Gefühle greifen beherzt zu und lassen nicht wieder los – ein gewohnt starker Ausritt durch Oldhams Backkatalog mit neuem Material.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 15.11.2019
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
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