cleopatrick – Bummer

cleopatrick
(c) Kurtis Watson

Die Suche nach kompetenten Musikern in einer Kleinstadt bringt gewisse Schwierigkeiten mit sich. cleopatrick können ein Lied davon singen. Luke Gruntz und Ian Fraser aus Coburg, Ontario sind beste Freunde seit dem Kindergarten, ein anständiger Bassist ließ sich aber partout nicht finden. Also geht es ohne, schon ging man als cleopatrick durch die Decke. Das Duo widmet sich klassischen Hard-Rock-Klängen mit Retro-Elementen, fühlt sich aber ebenso dem HipHop zugetan. Dessen Wucht und Kniffe halten auf dem Debütalbum „Bummer“ Einzug.

cleopatrick spielen Rockmusik, die einfach eine Spur beatesker und lauter wirkt – das brachte ihnen bislang zig Millionen Streams und die Aufnahme auf Newcomerlisten der Fachpresse an. Können sie diese Vorschusslorbeeren rechtfertigen? Durchaus, denn die Intensität eines „Family Van“ sorgt für Aufsehen. Frasers Drum-Patterns könnten stellenweise als Rap-Loops durchgehen, während der beseelte Gesang von Gruntz nebst einzelnen gesprochenen Elementen wie Arsch auf Eimer passt. Mit der Gitarre dazu ergibt das Breitbeiniges im Stil des Erstlings von Royal Blood, futuristisch und doch unheimlich retro.

Diesen Spagat zwischen alter und neuer Schule beherrschen die Kanadier prima. „Pepper’s Ghost“ treibt beispielsweise kuriose Blüten. Während die Rhythmusabteilung bei aller Intensität relativ entspannt wirkt, gehen Gitarre und Gesang im richtigen Moment durch die Decke, explodieren schrill und stellen sämtliche Regler auf Elf. Im Opener „Victoria Park“ kommen die HipHop-Einflüsse ebenso durch wie das Faible für AC/DC mit rifflastigem Rock zwischen Garage und Stadion sowie einer Power an Sticks und Fellen, die an Travis Barker erinnert. Kaum bleibt man eine Sekunde unaufmerksam, geht das Duo komplett durch die Decke. In „No Sweat“ tun das nur die Instrumente, die Vocals strahlen ungewohnte Ruhe aus und zerlegen stattdessen die imaginäre Garage mit roher Gewalt und spürbarer Coolness.

„Bummer“ ist etwas Besonderes. Von cleopatrick nahezu in Eigenregie aufgenommen – ihr enger Freund Jig Dubé wirkte beim Songwriting, Aufnehmen und Produzieren mit – sowie auf dem eigenen Label veröffentlicht, wirbelt der Einstand auf der knapp bemessenen Studiolänge von unter einer halben Stunde Staub auf. Das liegt nicht zuletzt am Patchwork-Ansatz der Kanadier, der überaus vertraute Klänge der Anfänge von Rock und sogar Punk mit typischen HipHop-Vibes und unheimlicher DIY-Lässigkeit paart. Entsprechend frisch und verstaubt klingt das Ergebnis; ein wunderbarer Widerspruch in sich, der den kleinen Hype absolut rechtfertigt. Hier braut sich Großes zusammen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.06.2021
Erhältlich über: Nowhere Special Recordings / Thirty Tigers (Membran)

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