Jade Bird – Different Kinds Of Light

Jade Bird
(c) Colin Lane

Mit ihrem erfrischend direkten, furchtlosen Debütalbum katapultierte sich Jade Bird aus dem Stand in die versammelten Indie- und Folk-Herzen. Gut zwei Jahre später trifft der gesammelte Schatz an Erfahrungen auf den ach so schwierigen Nachfolger. Und, siehe bzw. höre da, trotz ihrer gerade einmal 23 Jahre wirkt Bird fokussiert und selbstsicher. „Different Kinds Of Light“ ist ein Album der Selbstentdeckung und der Entwirrung, das Liebe, Beziehnungen und Erinnerungen in ein neues Licht rückt und dabei sympathische Geschichten erzählt.

Auf die „Punchline“ muss man nicht lange warten, dieser Track lauert bereits an vierter Stelle und bietet sich für dieses grässliche Wortspiel an. Am Song an sich ist jedoch nichts grässlich, bringt er doch Birds verfeinerten Sound auf den Punkt. Sie ließ sich nach einer kleinen Reise inmitten ihrer neuen musikalischen Familie in Austin nieder und bringt tatsächlich einen Hauch von Lokalkolorit in den Track ein – gemächlicher Alternative Rock mit folkiger Note und gutem Storytelling. Davon hat auch „Houdini“ mehr als genug zu bieten, musikalisch stets in Bewegung mit Pop-Untertönen und ganz viel Gefühl. Die Stimme wirkt kraftvoller und versatiler denn je.

Damit sei aber keineswegs gesagt, Jade Bird hätte sich vom Elan ihres Debüts entfernt. Das beißende „Candidate“ lebt von ordentlich Distortion und etwas Dreck, während „Honeymoon“ Attitüde mit einer gewissen Lässigkeit kreuzt. Hier klingt die gebürtige Südlondonerin britischer denn je. An anderer Stelle öffnet sich die Musik weiter. So umweht „Trick Mirror“ eine gewisse treibende Leichtigkeit mit 80s-Ansätzen an der Lead-Gitarre. „Rely On“ grüßt sogar Fleetwood Mac ein ganz klein wenig, ohne dabei je den Bird’schen Vibe zu verlieren. Diesen bringt schließlich „Headstart“, der weit vorab veröffentlichte Bonus-Track, in mittlerweile gewohnt direkter, leidenschaftlicher Art auf den Punkt.

„Different Kinds Of Light“ lässt sich mit beneidenswerter Selbstverständlichkeit nieder und etabliert Jade Bird endgültig. So unterhaltsam das fantastische Debüt auch war, so herrlich ist diese deutliche Bestätigung ihrer Songwriting-Qualitäten, die hörbar gewachsen sind. Birds zweite Platte bringt mehr von allem mit, ist hörbar von ihrer neuen Heimat beeinflusst und doch universeller denn je. 15 richtig gute Tracks, viel Abwechslung und die inzwischen vertraute Balance aus Gefühl und Witz verbreiten beste Stimmung. Jade Bird ist alles andere als eine Eintagsfliege, sondern ein neuer Stern am clever-vielschichtigen Storytelling-Himmel.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.08.2021
Erhältlich über: Glassnote Records / AWAL (Rough Trade)

Jade Bird @ Home | @ Facebook
„Different Kinds Of Light“ @ Amazon kaufen