alexalone – ALEXALONEWORLD

alexalone
(c) Polyvinyl Record Co.

Chaos ist überall in der Welt von alexalone. Das Quartett um Alex Peterson (they/them) sucht und findet experimentelle Gitarrenklänge, die Gaze- und Fuzz-Charme mit Art- und Noise-Kaskaden bombardieren. Nach einer Fülle an Singles und EPs wagt sich die Band aus Austin, Texas an ein komplettes Album. Dafür erzeugen sie eine komplette Welt, die „ALEXALONEWORLD“, in der nichts so ist, wie man es sich erwartet, während die Künstlerseele im steten Konflikt mit den eigenen, betont widersprüchlichen Emotionen steht.

Dabei führt der Opener „Electric Sickness“ noch ganz wunderbar auf eine falsche Fährte. In dreieinhalb Minuten schrammeln sich alexalone durch lässige 90s-Alternative-Sounds, die mit etwas Shoegaze und Fuzz kollidieren. Eine herrliche Zweitstimme unterstreicht das butterweiche Ambiente, dann fahren erste, verhaltene Noise-Kaskaden durch das Gebälk. In Verbindung mit schroffer Percussion bäumt sich ein Pulverfass auf, das vorerst in reine Harmonie aufgelöst wird. Danach geht „Where In The World“ direkt in die Vollen mit loser Struktur, schriller Überlänge und der steten Suche nach dem großen Moment.

Fortan entsteht ein wahres Wechselbad der Gefühle, von kurzweiliger Unvorhersehbarkeit geprägt. Sitzfleisch ist allerdings von Nöten, wenn „Black Rainbow“ mit Stimmungen arbeitet, die gerade in den rein instrumentalen Bereichen herrlich aufbrausend wirken, rundherum jedoch gerne flüstern. Diese gefühlten Zäsuren, wo oft nur etwas Rhythmus und Vocals zu hören sind, sind fixer Bestandteil der alexalone-Erfahrung – siehe und höre auch „Eavesdropper“, das im Auge des Sturms heftig zuckt und Endlosschleifen heraufbeschwört. Das kann auch „Can’t Sleep“ prima. Die vielleicht frontalste Noise-Episode dieses Albums bohrt immer wieder nach.

„ALEXALONEWORLD“ ist unwirtlich und behaglich, abweisend und einladend zu gleichen Teilen, oft sogar gleichzeitig. Alex Peterson und Band halten herzlich wenig von Vorhersehbarkeit und lassen sich gefühlt treiben, von Emotionen geprägt und geleitet. Gewisse Parallelen zu Sonic Youth drängen sich natürlich auf, greifen aber letztlich zu kurz: alexalone sind Suchende, die doch schon längst alles gefunden haben, was sie benötigen. Nach black midi ist das hier die nächste hochspannende Fitnessübung für die Gehirnwindungen in diesem Jahr.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.08.2021
Erhältlich über: Polyvinyl Record Co.

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