Yola – Stand For Myself
Eine der besten Stimmen der Gegenwart meldet sich zurück. Yola erhielt für ihr Debütalbum gleich mehrere Grammy-Nominierungen, sollte mit The Black Keys auf große Stadiontour gehen und eine Rolle in Baz Luhrmans neuem Elvis-Biopic übernehmen. Eine Pandemie später war die Tour abgesagt, die Film-Dreharbeiten kräftig nach hinten verschoben. Also schrieb die Sängerin aus Bristol einen Nachfolger für „Walk Through Fire“, der zwischen Isolation und Erinnerungen noch eine Spur persönlicher wurde. „Stand For Myself“ zeigt die Soul- und RnB-Wunderstimme in bestechender Form.
Den einen oder anderen Track könnte man bereits kennen. „Diamond Studded Shoes“ versucht die Menschen gegen die herrschenden und hortenden 1 % zu vereinen, begleitet von fieberhaftem RnB-Rock mit leichtem Blues-Einschlag. Eine echte Energieleistung lässt den sprichwörtlichen Schweiß von der Decke tropfen und wirkt doch herrlich entspannt. Uptempo-Nummern bleiben allerdings eine Rarität – das mit Retro-Elementen flirtende „Break The Bough“ brennt sich dafür sofort ein, wirkt unheimlich sympathisch und holt Unglaubliches aus den Stimmbändern heraus.
Im Titelsong „Stand For Myself“ zeigt sich die Britin selbstbewusst. Die Gitarre tankt sich immer wieder durch das Arrangement, Yola singt sich stellenweise in einen wahren Rausch und arbeitet auf ein mächtiges Crescendo hin, einen der besten Momente dieser Platte. Einen solchen hat auch „Dancing Away In Tears“ zu bieten, bloß auf ganz andere Wiese. Hier wird sogar ein kleiner Sprung in die Disco angedeutet, ohne diesen jedoch zu vollziehen. Verspielte, sympathische Leichtigkeit packt ein Augenzwinkern aus, während „Great Divide“ seinen Soul sogar ein wenig in Gospel-Gefilde rückt – ein weiterer Aspekt dieser Platte, die mit jedem Track bunter und vielfältiger wird.
Genau das ist die Kunst von „Stand For Myself“, das sich nicht auf einen Sound, eine Facette festlegen lässt, musikalisch und melodisch sogar noch offener und experimentierfreudiger als das Debüt wirkt. Liebreizender RnB, mächtiger Soul, vorwitziger Uptempo-Sound und emotionale Schwere geben sich die Klinke in die Hand. Und dann ist da natürlich noch Yolas unglaubliche Stimme, die in ruhigen, fragilen Momenten ebenso glänzt wie in kraftvollen, energischen Momenten. Ein Powerhouse am Mikrofon, eine angehende Meisterin des Songwritings: Yola bestätigt ihre Frühform eindrucksvoll.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 30.07.2021
Erhältlich über: Easy Eye Sound / Concord Records (Universal Music)
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