The Shattered Mind Machine – Apparatschik

The Shattered Mind Machine
(c) Christian Poffet

Ein literarisches Konzeptalbum mit musikalischer Kälte gepaart – was wie ein beklemmender Albtraum klingt, gestalteten The Shattered Mind Machine zum Achtungserfolg mit Post Punk-, Wave- und Alternative-Einschlag. Nun meldet sich das Trio aus Winterthur zurück mit, so die vollmundige Ankündigung, definierteren Songs und durchaus eingängigen Momenten, ohne jedoch die frostigen Wurzeln zu vernachlässigen. „Apparatschik“ spielt mit dem Konzept einer Gesellschaft, die stets uniformer und restriktiver wird, die immer weniger Ausbruchsmöglichkeiten bietet.

Die beiden Singles und vielleicht besten Songs tauchen gleich zu Beginn auf. „Paper“ presst die bleierne Ernüchterung ins Langformat, begleitet von einer maschinellen Rhythmusabteilung, einer nicht minder technoiden Gitarre und aufwühlenden, suchenden Vocals. Mitten im Dauer-Kaltstart bricht so etwas wie Eingängigkeit durch den Post-Punk-Sumpf, zunehmende Härte und kleine Experimente leuchten die Tour de Force aus. Danach sagt „Josaphat“ in gut zweieinhalb Minuten alles zu dieser Platte – schnell, hibbelig, etwas nervös, und doch von großer melodischer Klasse. Weniger ist hier tatsächlich mehr, die zweite Raketenstufe im Refrain zündet perfekt.

Derlei Aha-Momente finden sich im Laufe dieser Platte wiederholt, beispielsweise in der erfrischend entstellten Uptempo-Schlacht von „Mosquitos“, die stellenweise sogar etwas an Grave Pleasures andockt. In dieser düsteren Süße fühlt sich „No Offense“ ungefähr heimisch, spielt mit Punk- und Alternative-Rock-Konzepten, braust gelegentlich sogar auf und brennt sich auf reduzierte Weise ein. Zwischen den Stühlen bewegt sich ebenso „Hibernation“, dem Titel entsprechend in die Länge gezogen und mit Höhepunkten geizend; bis man feststellt, dass eigentlich der komplette Aufbau ein Glanzlicht für sich ist.

Nach 25 Minuten ist schon wieder Schluss, natürlich viel zu plötzlich. Daran hat „Apparatschik“ etwas zu knabbern, man möchte definitiv mehr von diesen tollen Schweizern hören, die mit wachsender Begeisterung durch düstere Melodik und eingängige Beklemmnis wandern, mit Leichtigkeit Anti-Hits aus dem Ärmel schütteln und trotz vertrauter Referenzen ihre ureigene Magie versprühen. The Shattered Mind Machine bestätigen das bereits unterhaltsame Debüt doppelt und dreifach mit einer kleinen Perle der hoffnungsvollen Entmutigung.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.09.2021
Erhältlich über: AuGeil Records

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