Rotten Mind – Unflavored

Rotten Mind
(c) Rotten Mind

Im Umkreis von Rotten Mind bleibt es höchst umtriebig. Das letzte Album hat erst zwei Jahre am Buckel, 2021 veröffentlichte Frontmann Jakob Arvidsson zudem einen kleinen Solo-Exkurs. Nun sind die Schweden wieder am Start und treiben die düsteren Entwicklungen der Vorgänger konzentriert voran. Obwohl sie im Herzen weiterhin dem Punk unterstehen, rücken Rotten Mind nun Dark Wave und Post Punk mit Garage- und Alternative-Attitüde in den Vordergrund. „Unflavored“ entpuppt sich erdrückende und doch so verführerische Hit-Maschine.

Zwölf schmissige, präzise Kapitel sorgen für kurzweilige Unterhaltung, angefangen bei „Inflammable“. In vier Minuten bringen Rotten Mind ihre verfeinerte Ausrichtung konsequent auf den Punkt. Das Tempo kann nach wie vor hoch sein, die Gitarren und der prägnante Bass ziehen hingegen noch stärker in finstere Gefilde. Trotzdem geht die blubbernde, hibbelige Mischung sofort ins Ohr – das spricht für die Band. Noch mehr Entschlackung bietet im Anschluss „Serpent Eyes“. Mehr Ruhe, kondensierte Schwere und düsterromantische Melodik treiben den wunderbar nervösen Track voran. Arvidssons klare Stimme sorgt für die nötige Würze.

Mit ihrem konstant hohen Energielevel bieten die Schweden beste Unterhaltung. „Lose Lose“ könnte das Bindeglied zu den früheren Platten sein, bewegt sich in vergleichsweise typisch punkigen Gefilden und kehrt zudem den Rock-Aspekt deutlicher hervor. Hingegen wirkt „Degenerates“ wie am Übergang zur Post-Phase entstanden, beschwingt und doch dem Abgrund nahe. Abermals sorgt die pulsierende, treibende Rhythmusabteilung für ein kräftiges Aha-Erlebnis. In „(I Ain’t) One To Talk To“ stellen sich Rotten Mind betont breit auf, rühren fast schon so etwas wie Blei an und sind nahe dran, ihre Zeilen zu skandieren, sogar zu brüllen. Hier herrscht eine ganz besondere Energie zwischen den Stühlen, die unwahrscheinlich unterhält.

40 Minuten lang verfallen Rotten Mind den Wahnsinn und landen damit einen Volltreffer. Kurzweilige und zugleich sinnvolle, nachvollziehbare Weiterentwicklung wird zum Motor für „Unflavored“, die durch die Bank richtig guten Songs gehen als geschmackvolle Würze durch. Die Schweden werfen mit kleinen Hits um sich und beleuchten verschiedenste Punk-Spielarten, ohne dabei zu viel nachzudenken. Entsprechend spontan, frei von der Leber weg präsentiert sich dieses neue Album, voller kleiner Perlen mit zunehmender Finsternis und Melancholie, zugleich leidenschaftlich und voller Energie. Was sich wie ein Widerspruch anhört, geht prima auf: Rotten Mind legen ihre bislang beste Platte vor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.03.2022
Erhältlich über: Lövely Records

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