Closet Disco Queen & The Flying Raclettes – Omelette Du Fromage

Closet Disco Queen & The Flying Raclettes
(c) Roberto Romano

Coilguns spielen nicht nur patenten Noise-Math, ihre Nebenprojekte sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Hinter Closet Disco Queen stecken Luc Hess und Jona Nido, die 2014 nach eigenen Angaben als talentfreie Version von The Mars Volta durchstarten wollten. Mit der Talentfreiheit ‚klappte‘ es zwar nicht, dafür setzte es mehrere kurzweilige Platten. Für „Omelette Du Fromage“, eine knuffige Verneigung vor „Dexters Labor“, holte man sich The Flying Raclettes – Kevin Galland, der selbst bei Coilguns spielt, sowie der diplomierte Jazz-Bassist Chadi Messmer – ins Boot für endlose, treibende und kraftvolle Psych-, Prog-, Post- und Punk-Energieleistungen.

Vocals braucht es nicht, die Arrangements haben mehr als genug zu erzählen. Das eröffnende „Melolo-Aromatomat“ hat nicht nur einen herrlich schrägen Titel – davon gibt es mehr – sondern richtig gute, scharfkantige Klänge mit ordentlich Drive und gekonnt gesetzten Zäsuren. Pure Dynamik von der Rhythmusabteilung, dichte Atmosphäre in den Zwischenspielen, Psych-Wurmfortsatz zum plötzlichen Finale, ein finaler Donnerschlag – schönes Ding. Übrigens funktioniert der Wahnsinn auch kompakter, wie „Flugensaft“ recht deutlich zeigt. Wütende, beinahe metallische Drumsalven kollidieren mit angedeuteten Aufbau-Variationen, die beklemmende Melodie der letzten Minute fährt unter die Haut.

Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf dem Rausschmeißer, und das verwundert nun wirklich nicht. „Gigadodane“ nimmt über zwölf Minuten in Beschlag und bringt so ziemlich alles, was sich bis dato auf der Platte abspielte, zusammen. Die weit offenen, rifflastigen Schlussminuten spielen sich gekonnt in Richtung Eskalation, davor wird es punkig, psychedelisch abgefahren. Selbst die eine oder andere Noise-Schleife mit Querverweis auf die Hauptband findet Platz. Vom ellenlangen Aufbau mit patentem Endloswahnsinn ganz zu schweigen.

Die eierlegende Wollmilchsau eskaliert mit Herz und Verstand: „Omelette Du Fromage“ ist natürlich alles andere als Käse, sondern eine verdammt gute Instrumental-Rock-Platte, die immer wieder neue Facetten offenlegt. Natürlich lässt sich das nahezu obligatorische Faible für Klangschleifen und leicht angedeutetes Muckertum nicht von der Hand weisen – gehört auch irgendwie dazu – doch verlassen sich Closet Disco Queen & The Flying Raclettes eben nicht nur auf diese vermeintliche Krücke. Kurze, pointierte Episoden dazwischen, greifbare Dynamik und herrlich abgedrehte narrative Fäden zelebrieren diese Zusammenkunft der Superlative.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.09.2021
Erhältlich über: Hummus Records (Membran)

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