OGMH – Die Or Die

OGMH
(c) Cyrill Appert

Die Schweizer Reise in Richtung idealer Sound hat sich ein wenig verfinstert. Einst begannen OGMH – der Name ist auf das Ocean Grove Memorial Home in New Jersey zurückzuführen – im Garage-Rock-Sektor, mittlerweile dominieren New Wave, Gothic Rock, Post Punk und Melancholie das Geschehen. Panik und Hilflosigkeit kleiden die Welt in Gewandungen purer Enttäuschung, weil … warum auch nicht? Eine gewisse Aussichtslosigkeit steckt auch im Titel ihrer neuen EP. „Die Or Die“ lässt keine Alternative und gestaltet den Weg gen Untergang gar bezaubernd.

Keine Luft, keine Hoffnung: „Nobody“ weckt beklemmende Assoziationen und ist sich der Finalität einer Beziehung akut bewusst. Wie Alex Nauva mit der Tonleiter Achterbahn fährt und immer wieder in hohe Register fährt, während der Synth-lastige, finster-tanzbare Sound mit minimalistischen Hooks und bedrückenden Mini-Highlights durchrauscht, unterhält. Die Abfahrt von „Told You“ zieht noch stärker in Richtung 80er Jahre und sucht die Nähe der gelegentlich schroff rockenden Kajaltollen des Verderbens. Besonders die zweite, überwiegend instrumentale Hälfte brennt sich ein.

In „You Are“ scheint ein neues Zeitalter anzubrechen. Die bleierne Schwere der Existenz bleibt greifbar, gibt sich nun jedoch deutlich synthetischer mit fluffiger und doch selbstzerstörerischer Nähe zu New Wave. Mindestens so gut, wenngleich angenehm anders, gibt sich „A Loser“, das so etwas wie einen eingängigen, schwerfälligen Refrain produziert, der sich scheinbar übergangslos aus dem gleichförmig angedeuteten Arrangement erhebt und sofort festbeißt. Bleibt zum Abschluss nur „Die Or Die“, der Titelsong, eine reduzierte Angelegenheit mit etwas Piano und schwermütiger Resignation.

Jeder der fünf Songs ist auf seine Weise zermürbend und unterhaltsam, der Finalität geweiht und doch keinesfalls gewillt, widerstandslos in den Hades der emotionalen Kälte hinabzusteigen. „Die Or Die“ kennt nur einen Weg, drückt den allerdings auf vielfältige Weise aus. Mal tanzbar, dann wieder schwerfällig, gelegentlich post-punkig schroff, dann wieder auf synthetischen Wellen schwebend – es ist eine hochspannende EP geworden, auf der sich OGMH gekonnt neu erfinden. Richtig gutes Material, stellenweise sogar kleine Ohrwürmer rattern in 20 sympathischen Minuten durch. Das Schweizer Quartett legt seinen bislang besten Release vor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.10.2021
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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