Blacklist – Afterworld

Blacklist
(c) Scott Irvine

Düstere Zeiten verlangen düstere Musik. Entsprechend könnte das Comeback von Blacklist kaum günstiger fallen. Das Quartett aus New York veröffentlichte sein erstes und bis jetzt letztes Album 2009, eine Auseinandersetzung mit aufkeimendem Faschismus aufgrund politischer und religiöser Dogmen. 2020 beendete man die Pause, um den Finger erneut in die Wunde zu legen. Auf mehrere Singles folgt nun tatsächlich ein weiteres Album, das die Brücke zwischen Cold Wave, Post Punk und Dark Rock schlägt. „Afterworld“ gibt sich betont unbequem und doch schmeichelnd.

„Behind The Veil Of The Living World“ trägt den gesellschaftlichen Schwanengesang bereits im Titel und wendet sich dem drohenden Absturz zu, bloß komplett entschlackt. Cold Wave wird zur beklemmenden Degustation gereicht, klagender Gesang schmückt die Angelegenheit fürstlich aus. Im Gegensatz dazu geht „The Final Resistance“ feist nach vorne, holt post-romantische Melancholie aufs Parkett und lässt zugleich neues Material von Grave Pleasures herbeisehnen. Meditative Finsternis kollidiert mit süßlichen Gitarren, welche die Hoffnung auf ein besseres Morgen und Übermorgen längst aufgegeben haben.

Und diese Aufgabe zieht sich wie ein Sepia-Faden durch diese Platte. „Lovers In Mourning“ erkennt das Scheitern als Methode an und beendet eine Beziehung, die so und so keine Chance gehabt hätte. Bittersüße Wave-Schwere drückt aufs Gemüt und stürzt die 80er Jahre in die atomare Katastrophe. Hingegen weiß „No Good Answers“, dass es nichts zu sagen gibt, und übt sich im Müßiggang. Sorgsam angeschlagene Post-Punk-Gitarren zittern mit und steuern dem Gaze-Untergang entgegen, wo bereits „Nightbound“ mit seinem treibenden Basslauf wartet – eine nahezu lebhafte und doch so zerstörerische Episode.

Letztlich ist eh schon alles zu spät, also warum sollte man sich überhaupt quälen? „Afterworld“ findet das Post-Präfix in gesellschaftlichen Fragen und lässt sich einen Abgrund hinabstürzen, so depressiv wie süffig. Das Comeback von Blacklist passt zum Zeitgeist, der Sound ist aus der Zeit gefallen, die Thematik so und so zeitlos. Alleine schon diese universelle Dimension des Seins sorgt für vollständige Ernüchterung mit einem überaus ansprechenden, kalten, bittersüßen Soundtrack zum absoluten Untergang. Willkommen zurück zur permanenten, bekömmlichen Selbstabschaffung.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.10.2022
Erhältlich über: Profound Lore Records (Membran)

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