Maybeshewill – No Feeling Is Final

Maybeshewill
(c) Fraser West

Eigentlich hatten sich Maybeshewill 2016 nach einer kurzen Tour verabschiedet, von einem kleinen One-Off-Konzert abgesehen. Was aber bewog das britische Instrumental-Rock-Quintett zum echten Comeback und zum ersten Album seit „Fair Youth“ vor über sieben Jahren? Die einzelnen Musiker hatten immer wieder an ein paar Ideen gearbeitet, die letztlich dasselbe Thema behandeln: Frust und Verzweiflung über eine Welt, die sehenden Auges die Selbstzerstörung vorantreibt. „No Feeling Is Final“ holt den cineastischen Post-Rock-Ansatz zurück.

Der Titel des Openers ist gewissermaßen progammatisch für den Rest der Platte, wie auch für die Gegenwart an sich: „We’ve Arrived At The Burning Building“ taumelt dem Untergang entgegen und zeigt Maybeshewill zugleich in Bestform. Schwerfällige Elektronik, aufwühlende Streicher und wütende, fast schon metallische Hiebe zwischendurch fahren durch Mark und Bein, Erschütterung steht an vorderster Front. Im Anschluss dreht sich „Zarah“ um eine Rede der britischen Labour-Politikerin Zarah Sultana zur Krimakrise, ausführlich gesampelt und von einem dramatischen Post-Rock-Crescendo umrahmt – ein spektakuläres Happening.

Überhaupt bemüht das Quintett aus Leicester unorthodoxe bis ungewöhnliche Arrangierungen, darunter das grandiose „Refuturing“. Jazz-Saxofonist Marcus Joseph liefert nach dem aufbrausenden, zuweilen brachialen Track ein launiges Outro mit zarter Hoffnung, fast schon eine Easy-Listening-Antwort auf die großen Ängste. Maybeshewill neben ebenso vergleichsweise klassische Post-Rock-Tracks mit, darunter das epische „Even Tide“. Über fast acht Minuten türmen die Briten Schicht über Schicht, suchen mit Blechbläsern nach dem Sinn des Lebens, dann verschlingt der graue Himmel den letzten Hauch an Licht.

Die Zeit muss stehen geblieben sein, denn Maybeshewill büßten in ihrer permanent angedachten Downtime nichts an Qualität und Intensität ein. „No Feeling Is Final“ beherrscht das dramaturgische Momentum nach wie vor auf exzellente Weise, bäumt sich präzise auf und liefert Denkfutter am laufenden Band. Instrumentale Musik mit Message, das konnten die Briten immer schon gut, das gelingt hier besser denn je. Die etatmäßig aufgebrochenen Post-Rock-Struktur, natürlich einmal mehr in Soundtrack-Gefühlen wühlend, setzen das sprichwörtliche Tüpfelchen aufs I. Dieses Comeback ist mehr als gelungen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: The Robot Needs Home Collective (Cargo Records)

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