PUP – The Unraveling Of PUPTHEBAND
Raus aus dem Keller, rein in … eine schäbige Villa? PUP gönnten sich für ihr viertes Album immerhin ein Mini-Upgrade – nach Awards und Fernsehauftritten rund um „Morbid Stuff“ ist das durchaus vertretbar. Auch musikalisch wagen die Kanadier ein kleines Update. Sie erkannten, dass nicht alleine die Instrumentierung PUP-Songs zu PUP-Songs macht, und packten einfach mal ein paar neue Ideen dazu. Zudem holte man sich diverse Freund*innen ins Studio, um in der Isolation richtig Spaß zu haben. Und doch bleibt das Chaos, die Lust am Scheitern im Mittelpunkt, wofür bereits der Titel steht: „The Unraveling Of PUPTHEBAND“.
Vier Akkorde, „Four Chords“, reichen vollkommen aus, befinden die Kanadier im Bombast-Knarz des kurzen Openers, der zwei Mini-Fortsetzungen mitliefert – eine davon bloß sieben Sekunden lang und wunderbarer Ausbruck des nach wie vor schrägen Humors des Quartetts. Davon ist in „Matilda“ wenig zu hören – ein wunderbar knackiger Track mit Indie-Einschlag, dessen energische Gitarren mit wachsender Begeisterung durchs Gestrüpp tänzeln und doch einen weiteren kräftigen, großen Refrain aus dem Ärmel schütteln; sicherlich nicht neu, aber eben doch so gut.
Ohrwürmer schreiben PUP immer noch mit beneidenswerter Leichtigkeit, selbst wenn sich ruppige, scharfkantige Einschübe noch so grantig einmischen. So scheint sich „Habits“ samt Piano-Einsatz um pure Harmonie zu bemühen, bis letztlich doch wieder geschrammelt wird und schließlich die Dissonanz Einzug hält. „PUPTHEBAND Inc. Is Filing For Bankruptcy“ braucht solch Vorgeplänkel nicht und kotzt sich stattdessen aus. Noise-Punk mit Math- und sogar dezenten Hardcore-Einflüssen tankt sich durch drei wütende Minuten, sogar ein abgenudeltes Saxofon und ein abgegriffener Chor kommen zum Einsatz. Davon ist im angeblich in nur 15 Minuten in einem Auto geschriebenen „Robot Writes A Love Song“ nichts zu hören – direkt, eingängig, leichte Schieflage und selbst in vermeintlich kaputten Momenten sympathisch.
Keine Selbstzerstörung, keine Selbstaufgabe, bloß „nur“ mehr von allem: „The Unraveling Of PUPTHEBAND“ ist im besten Sinne durchgeknallt und genau das, was man sich mittlerweile von den Kanadiern erwartet. Die zusätzliche Instrumentierung und die paar Gaststimmen bekommen PUP sehr gut, ansonsten bleibt die große Revolution aus. Es wirkt bloß alles eine Spur größer und wuchtiger, ohne sich jedoch vom vertrauten Sound auch nur annähernd zu verabschieden. Mehr von allem, mehr Hits, mehr Wahnsinn, sympathische Untertöne und gewohnt spätpubertärer Humor sorgen für eine weitere kurzweilige Platte, die Pflichtprogramm auf jeder Rock- und Punk-Party sein sollte.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 01.04.2022
Erhältlich über: Little Dipper / Rise Records / BMG Rights Management (Warner Music)
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