Weedpecker – IV: The Stream Of Forgotten Thoughts

Weedpecker
(c) Krzysztof Skula

Eine Ende kann manchmal auch ein Anfang sein. Diesen abgelutschen Sinnspruch verdeutlichen Weedpecker. Nach dem Release von „III“ verabschiedeten sich drei langgediente Mitglieder und Piotr Dobry musste die Band neu aufstellen. Was sich bei einer ersten kurzen Tour im Jahr 2019 bereits angedeutet hatte, wird nun deutlich: Das Quartett nutzt den Neustart gleich für kleinflächige Veränderungen. Statt der doppelten Lead-Gitarre wurde nun ein Keyboard fest im Line-up verankert, zudem konzentriert sich „IV: The Stream Of Forgotten Thoughts“ fast ausschließlich auf Psychedelic-Klänge, lässt Stoner- und Fuzz-Elemente weitestgehend in den Hintergrund wandern.

In „Fire Far Away“ kommt die neue, alte hymnische Sehnsucht prima durch. Wo auf dem Vorgänger ein launiges Stoner-Korsett die Heavyness in den Vordergrund gerückt hätte, bemühen Weedpecker 2.0 nun mehr Leichtigkeit, schweben auf 70s-Wolken und lassen klare Gitarren mit dem zarten, songdienlich arbeitenden Keyboard duettieren. Ähnlich federnde, mehrstimmige Gesangsharmonien verstärken den idyllischen Eindruck. In der zweiten Hälfte kommt doch die leicht fuzzige Härte zurück, dient als Ausgangsbasis für eine wirre, hochgradig faszinierende Abfahrt. Wohin der Weg führt, bleibt unklar, die Reise unterhält jedoch.

Das gilt auch für „Endless Extensions Of Good Vibrations“, dessen 60s-Blumigkeit in wunderbarem Kontrast zu dicken, dichten Muskelspielen steht. Urplötzlich legen Weedpecker einen imaginären Schalter um und lassen musikalische Welten aufeinanderprallen. Der stete Wechsel, die präzise Laut-Leise-Dynamik – all das trägt proggige Qualitäten in sich. In „The Stream Of Forgotten Thoughts“ nimmt der Psych-Ansatz fast schon Ambient-Züge an und verläuft sich ein wenig, während „Symbiotic Nova“ den ruppigen Gitarrensound als Ausgangspunkt für verwaschene Gedankenspiele und die Suche nach dem Glanzmoment nützt.

Weedpecker häuten sich und landen damit über weite Strecken einen Volltreffer. Nicht nur die Band ist auf „IV: The Stream Of Forgotten Thoughts“ eine andere, auch der Sound fühlt sich stärker denn je in Richtung Psychedelic Rock hingezogen. Das ufert gelegentlich ins Ätherische aus, bleibt über weite Strecken jedoch mehr als kurzweilig und überaus kreativ. Geschickt platzierte, dennoch unvorhersehbare Wendungen, große instrumentale Kunst und grundsympathischer Wahnsinn lassen die neu formierten Polen noch heller leuchten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.12.2021
Erhältlich über: Stickman Records (Soulfood Music)

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