Zeal & Ardor – Zeal & Ardor

Zeal & Ardor
(c) Georg Gatsas

Aus der einstmals schrägen Idee, Black Metal mit Gospel zu kombinieren, wurde inzwischen eines der heißesten Avantgarde-Metal-Eisen der jüngeren Vergangenheit. Als Zeal & Ardor denkt Manuel Gagneux Geschichte neu und bringt zusammen, was eigentlich nicht zusammenpassen dürfte. Auf den beiden bisherigen Alben sowie einer zuletzt recht politischen EP wurde die Verschränkung dieser Gegenteile immer weiter vorangetrieben. Das schlicht „Zeal & Ardor“ betitelte neue Werk soll musikalisch nun endlich dort sein, wo Gagneux schon immer hinwollte.

Während das Grundthema vertraut bleibt – was wäre, wenn sich die Sklaven der amerikanischen Kolonialzeit an Satan gewandt hätten – fällt die lyrische Umsetzung deutlich rätselhafter aus, lässt Raum für freie Interpretation. „Death To The Holy“ untermauert recht eindrucksvoll, wie gut der nunmehr präzisierte Ansatz funktioniert. So ominös es auch losgeht, die brachialen Explosionen zwischen Black Metal und Industrial kreieren fantastische Kontraste mit den beseelten Episoden. Geschickt gezogene Spannungsbögen verführen schnell. Ähnliches gilt für das kurze, knackige „Feed The Machine“, dessen angethrashtes Riffing eine andere Art von Bosheit lostritt.

Im steten Spannungsfeld zwischen Harmonie, Dramatik und Brechstange entstehen kleine Perlen. „Hold Your Head Low“ spielt ganz vorne mit mit infernalen Black-Metal-Abfahrten, die fast schon in Post-Gefilden wildern und prima mit den bluesigen Episoden dazwischen harmonieren. Nach und nach verfinstert sich der Himmel, für die Schlussminute blasten beide Extrempole zusammen. Ein „Emersion“ führt mit seinem synthetischen Intro auf die falsche Fährte und sprintet schließlich mit fatalistischer Wucht los. Abermals taucht ein wenig Post-Melodik auf, die Leerstellen füllt ein lässig angeschlagenes Piano.

Tatsächlich klangen Zeal & Ardor noch nie so fokussiert, so präzise und so eingespielt. Manuel Gagneux hat es tatsächlich geschafft, diese einstmals komplett konträren Welten auf nahezu perfekte Weise zu verbinden. Ruppige Höllenritte, mitreißender Seelenschwerz, bluesiger Druck und die spirituelle Magie von Gospel kommen auf „Zeal & Ardor“ besser denn je zusammen. Der Reiz des Novums mag längst verblasst sein, dafür kommt nun das exzellente Songwriting endgültig an die Oberfläche. Spätestens jetzt ist das Kuriosum endgültig zum avantgardistisch-mitreißenden Muss gereift.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.02.2022
Erhältlich über: MVKA (Rough Trade)

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