Coach Party – Killjoy

Coach Party
(c) Megan Doherty

Die kleine, aber definitiv feine Musikszene der Isle of Wight bringt neue Held*innen hervor. Wobei, so ganz ’neu‘ sind Coach Party keinesfalls, erschien ihre erste Single doch bereits 2019. Nach weiteren Tracks und insgesamt drei EPs wagt sich das Quartett nun ans erste komplette Album, das zugleich ihre bislang härtesten Songs beinhalten sollen. Irgendwie zwischen Indie-, Alternative-, Punk-, Rock- und Power-Pop-Gefilden verhaftet, verausgabt sich „Killjoy“ in einer knappen halben Stunde und rechnet dabei mit den ärgerlichen, unangenehmen Gewohnheiten sowie den richtig miesen Seiten ihrer Mitmenschen ab.

„Parasite“ wirft einen Großteil dieser Härte auf einmal ab und entlädt sich gar harsch in seinen gut eineinhalb Minuten – drückender Punk aus der Garage, regelrecht zerbrüllt, von fieberhafter, zugleich melodiebedürftiger Energie begleitet. Davor wartet mit „What’s The Point In Life“ eine weitere eher kürzere, aber deutlich andere Episode. Nicht nur die Kombination aus weichen, eingängigen Vocals und treibenden Gitarren erinnert an Größen wie Sløtface oder Wet Leg (letztere durften Coach Party im Winter durch Großbritannien und Europa begleiten). Mächtig und zugleich ungemein melodisch entlädt sich der Hauptteil, bleibt direkt im Ohr und endet ähnlich furios.

Solche Perlen setzt es am laufenden Band, beispielsweise in Form des bedrohlichen „All I Wanna Do Is Hate“, dessen im Midtempo rollender Bass gefährlicher als die Lyrics wirkt, oder des forschen, punkigen „Micro Aggression“, das seinem Namen alle Ehre macht. Etwas ruhigere Momente, wie das von dichten Texturen begleitete „Be That Girl“, sorgen für die nötige Abwechslung. Hier lassen Coach Party ihr ganzes (Power-)Pop-Können durchscheinen, hymnisch und radiofreundlich, aber eben auch keinesfalls aufdringlich. „Born Leader“ hat sogar Wave-Rock-Qualitäten – ein Track, wie ihn Blondie wohl auch gerne schreiben würden.

Viel zu schnell vorüber, das ist das einzige Manko dieses Albums, das mit knapp 28 Minuten Spielzeit sehr kurz und knapp ausfällt. Was sich in diesen zehn Songs jedoch abspielt, macht absolut Lust auf mehr und gibt Anlass, den nicht zu verachtenden Katalog der Brit*innen genauer unter die Lupe zu nehmen. Coach Party rocken mit Energie und Elan, finden zugleich eine angenehm eigene Nische und kultivieren diese mit wachsender Begeisterung. „Killjoy“ lang beherzt zu und verbindet das mit packenden Melodien, den man sich weder entziehen kann noch will. Der Erstling wird mit Bravour gemeistert – knüppelhart, angenehm zart, immer eingängig und nie zu unbequem. Davon gerne mehr.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.09.2023
Erhältlich über: Chess Club Records (Rough Trade)

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