Abraxas – Monte Carlo

Abraxas
(c) Abraxas

Gegenseitige Bewunderung des jeweiligen musikalischen Schaffens begleitete Carolina Faruolo (ehem. Los Bitchos) und Danny Lee Blackwell (Night Beats) seit geraumer Zeit. Die Distanz zwischen Großbritannien und Texas verhinderte jedoch den Austausch, zumindest bis der Lockdown das Leben in den Online-Sektor verlegte. Zwischen Isolation und Ungewissheit fanden die beiden als Abraxas ein neues Zuhause, so verlassen wie lebhaft. Blackwell spricht von Dschungeln, nebligen Flüssen, in der Nacht lauernden Panthern und verlassenen Einkaufszentren als Inspiration und Referenz. „Monte Carlo“ wirkt tatsächlich wie von einem anderen Stern.

Das eröffnende „Sunrise State (Of Mind)“ bringt die sympathische Eigenwilligkeit sogleich herrlich auf den Punkt. Ein pulsierender Cumbia-Beat trifft auf Rock und Psychedelic, die Stimmen flirren über das Arrangement, schnell hat sich die lässige Angelegenheit eingegroovt. Tatsächlich findet man sich im Nu ganz woanders. Während man sich noch über den plötzlichen Transfer wundert, taucht bereits „Mañana“ am Horizont auf, holt ein wenig Spaghetti-Western-Flair hinzu und weckt nicht zum letzten Mal wohlige Erinnerungen an Calexico.

Der Vibe – eigentlich ein herrlich abgelutschter Begriff – ist hier tatsächlich unfassbar wichtig. Mit großer Lässigkeit und greifbarer Musikalität tankt sich das Duo durch Tracks wie „Golden“, die kaum entspannter ausfallen könnten und doch getrieben wirken. Im abschließenden „Göbekli Tepe“ kollidieren Psych und Funk auf wundersame Weise, knüpfen einen bezaubernden Teppich der ewigen Freundschaft. Hingegen bedient sich „La Estampida“ auf sympathische Weise bei Latin Rock, nimmt etwas Fahrt auf und tanzt durch die Wüste.

Es mag wie ein Klischee klingen, doch tatsächlich ist „Monte Carlo“ eine Wohlfühlplatte geworden. Im Handumdrehen erzeugen Abraxas einen komplett eigenen Kosmos, der zwar einige vertraute Assoziationen weckt – neben Calexico schwingen unter anderem XIXA und Khruangbin mit – dabei aber vollständig auf eigenen Beinen steht. Das behutsame Vortasten, das später zur ausgelassenen Feier des Lebens mutiert, führt in eine Welt ein, die neu und aufregend wirkt, sich zugleich wie feiner Balsam auf die Seele legt und für inneres Gleichgewicht sorgt. Was für eine magische Perle von einem Album.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 28.10.2022
Erhältlich über: Suicide Squeeze Records (Cargo Records)

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