XIXA – Genesis

XIXA
(c) Puspa Lohmeyer

Lateinamerikanische Klänge, Gitarren mit Desert-Note und metaphysische bis psychedelische Zwischentöne begleiten den Klangkosmos von XIXA. Das Sextett aus Tucson in Arizona borgt seinen Namen von Chicha, eine peruanische Musikform, die Anden-Rhythmik und kolumbianischen Cumbia mit Rock vermengt. Was für sich bereits spannend anmutet, erhält bei der US-Band noch einen Überzug aus Indie, Psych, Desert, Goth und Western-Soundtrack – wie deutlich kompaktere, direktere Khruangbin, stark vereinfacht gesagt. „Genesis“ befasst sich zudem mit der Mystik ihrer Heimat im amerikanischen Südwesten.

Zwei der besten neuen Tracks eröffnen diese Platte. Zunächst zieht „Thine Is The Kingdom“ auf die Tanzfläche, wo es allerdings recht ruhig zugeht. Erinnert der animierte Beginn noch stark an The Black Keys, setzen dahinter gemächlichere, fast schon meditative Klänge ein. XIXA verfallen in ihren eigenen Rhythmus, die Gitarre heult immer wieder laut auf, faucht regelrecht. Im folgenden Titelsong „Genesis Of Gaea“ packt die Band schließlich so ziemlich alles rein, was ihren Sound ausmacht. Stilvolle, melancholische Pop-Momente im Mittelteil kollidieren mit zurückgenommenem Wüstenrock, ein Hang zu Groove und Düsternis ergibt sich ebenfalls – spannendes Ding.

Das Goth-Faible bricht hingegen in „Nights Plutonian Shore“ durch. Hier kommt zudem eine tiefe, verrauchte Grabesstimme zum Einsatz, die wunderbar zum verruchten Arrangement passt – entschleunigte Tito & Tarantula dienen als sehr ungefährer Referenz, man könnte sich den Track prima als Soundtrack zu einem Southern-Gothic-Streifen vorstellen. Hingegen bemüht „Soma“ das luftige Langformat und tänzelt durch die Lande. Hier kommt nicht nur ordentlich Chicha durch, der Psychedelic-Rock-Anteil wird deutlich in die Höhe geschraubt. Folgerichtig wirkt der Song von jeglichen irdischen Fesseln losgelöst, geht zugleich in Herz und Beine. Zurück am Boden bemüht sich „Velveteen“ um verhältnismäßig klassischen Latin Rock mit Spaghetti-Western-Finale.

„Genesis“ wirkt wie aus einer anderen Welt, nicht nur aufgrund der lateinamerikanischen Klänge und des Bekenntnisses zur lebenden Wüste. Mythische Untertöne begleiten XIXAs Zweitling und treiben diesen entsprechend an. Der beschwingte und zugleich introvertierte Motor verbindet dichte Atmosphäre mit erstaunlicher Tanzbarkeit, pures Lebensgefühl mit einer schwer in Worte zu kleidenden Schwere – eine Sammlung von Gegensätzen, die unter die Haut und doch ins Ohr geht. In ihrer Wüstenmystik fühlen sich XIXA hörbar wohl und nehmen auf eine grandiose Reise mit. Gute Kopfhörer dürfen auf keinen Fall im Köfferchen fehlen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.02.2021
Erhältlich über: Jullian Records (Indigo)

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