Calexico – El Mirador

Calexico
(c) Holly Andres

In jüngerer Vergangenheit bemühten Calexico neue Aspekte, daunter gitarrenlastige Americana-Exkurse, folkige Kollaborationen und festliche Töne. Davon verabschieden sich Joey Burns und John Convertino auf ihrem zehnten Album keinesfalls, rücken jedoch den Latin-Aspekt ihres Sounds wieder deutlicher in den Mittelpunkt. Allerlei Gäste, Mariachi-Einschübe, Slide-Gitarre, Zapateado und noch viel mehr begleiten „El Mirador“, ein wunderbarer Schritt zurück in die Vergangenheit, der trotzdem so zeitlos und verzaubernd wie immer klingt.

Das eröffnende Doppel bringt den alten, neuen Charme auf den Punkt. „El Mirador“, der Titelsong, gibt sich zugleich mystisch und leichtfüßig, begleitet vom guatemalischen Sänger Gaby Moreno, der in Verbindung mit der fluffigen Percussion dem Track einen lockeren, legeren Anstrich verleiht. Noch größer ist nur „Harness The Wind“, das zugleich die Indie- und Folk-Aspekte des Calexico-Sounds mitnimmt und daraus einen sympathischen Ohrwurm schneidert. Der Refrain mit seiner liebevollen Melodieführung und den herrlichen Backings vom Sam Beam (Iron & Wine) bleibt hängen.

„The El Burro Song“ gibt sich der feierlichen Übertreibung hin, ist ein wunderbares Mariachi-Bekenntnis, zu dem man sich bewegen muss. Calexico lehnen sich weit aus dem Fenster und kriegen trotzdem die sprichwörtliche Kurve. Hingegen bemüht „Cumbia Peninsula“ die etatmäßigen Desert-Untertöne im Indie- und Blues-Umfeld. Jairo Zavala wertet einen bereits guten Track deutlich auf. „Constellation“ holt hingegen die dezente Mystik zurück und paart sie mit fragilen, gefühlvollen Harmonien. In Gedanken reitet man dem Sonnenuntergang entgegen, durch die folkige Sehnsucht von „Caldera“ exquisit intoniert.

Geschickt verschieben Calexico den musikalischen Diskurs und betonen einfach wieder eine andere Seite ihres Sounds, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. „El Mirador“ spricht natürlich vor allem Freude ihrer Latin-lastigeren Platten an, doch finden sich unter diesen zwölf Tracks trotzdem mehr als genug Perlen aus sämtlichen Gefilden. Genau das macht eine gute Calexico-Platte aus: Es gibt klare Schwerpunkte und doch mehr als genug Reizvolles aus allen Ecken. Das zehnte Album ist da keine Auswahl und ein weiterer klarer Beleg für die Klasse dieses Duos.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.04.2022
Erhältlich über: City Slang (Rough Trade)

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