Meat Wave – Malign Hex

Meat Wave
(c) Patrick Houdek

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Diese und ähnliche existenzielle Fragen stellten sich Meat Wave in jüngerer Vergangenheit. Ihr letztes Album hat bereits fünf Jahre auf dem Buckel, der Nachfolger sollte eigentlich nicht so lange brauchen und wurde bereits 2019 im Proberaum sowie in den Wohnungen der drei Musiker aufgenommen. Dann ließ man sich jedoch viel Zeit für den Feinschliff, von bekannten Begleitumständen verzögert. Nun ist das Trio aus Chicago zurück und bereit, die Bühnen der Welt zu entern. Mit im Gepäck haben sie „Malign Hex“, das bewusst mit Kontrasten und Gegensätzen arbeitet.

„What Would You Like Me Do“ – mit Fragen hat es das US-Trio aktuell wohl – schrubbt richtig schön ungemütlich zwischen Punk und Noise, rotzt kräftig auf den Boden und steigt beherzt in die Pfütze. Der in jeder Hinsicht ungemütliche Track kratzt und beißt an allen Ecken und Enden, nur um mittendrin so etwas wie eine Melodie zu finden, die einen Hauch von Eingängigkeit antäuscht. Hingegen geht „10k“ direkt in die Vollen mit Uptempo-Urgewalt, mit Punk-Esprit und grantigem Biss. Meat Wave schlagen um sich, ohne innerhalb dieser knapp dreieinhalb Minuten sonderlich aus ihrem selbstgesetzten Rhythmus auszubrechen – ein Lehrstück der kreativen Quasi-Monotonie.

Auf der anderen Seite warten Harmonien en masse, zumindest wenn man genauer hinsieht und -hört. „Waveless“ lebt zwar ebenfalls von einer gewissen Unruhe, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, hat aber ebenso Bock auf abgehangene, gekonnt entstellte Harmonien, die sich erst aus dem Dickicht herausarbeiten müssen. Auch das zackige „Honest Living“ hat davon mehr als genug zu bieten, wobei der nervöse Uptempo-Garage-Punker auch so seinen Charme hat. Im direkten Anschluss wirft das kurze, intensive „Ridiculous Car“ mit Dreck um sich. „Jim’s Teeth“ zeigt schließlich, dass Meat Wave das Unbequeme auch im Langformat liegt – zermürbend und doch irgendwie charmant.

Abstoßend und doch so bezaubernd – es sind tatsächlich die großen Kontraste, die dieses endlich erhältliche neue Album von Meat Wave ausmachen. „Malign Hex“ hat lange gebraucht, um am Plattenteller zu landen, erfüllt aber dafür sämtliche Erwartungen. Lauter, härter und fordernder auf der einen, harmonischer, punkiger und poppiger auf der anderen Seite – ein kurzweiliger Spagat des Seins mit dem einen oder anderen verkappten Ohrwurm ist die logische Folge. Natürlich kann das US-Trio immer noch so richtig nerven, doch macht eben jene Widerspenstigkeit sie erst so richtig sympathisch – ein starkes Studio-Comeback mit hohem Suchtfaktor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)

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