Portugal. The Man – Chris Black Changed My Life

Portugal. The Man
(c) Maclay Heriot

Fast auf den Tag genau sieben Jahre nach ihrem Durchbruchsalbum melden sich Portugal. The Man zurück. Wobei, so ganz ‚weg‘ waren sie so und so nicht, entwickelte sich doch „Woodstock“ zum Sleeper-Hit, nicht zuletzt aufgrund des globalen Charterfolgs der Single „Feel It Still“. Grammy-Auszeichnungen, ausführliche Tourneen und Fernsehauftritte führten das Sextett um die Welt. Nun, im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens, müsste der Druck enorm geworden sein. Davon hört man allerdings herzlich wenig, denn „Chris Black Changed My Life“ – einem 2019 verstorbenen guten Freund der Band gewidmet – konsolidiert den Sound auf hohem Niveau.

Bereits die recht umfangreiche Gästeliste lässt Gutes verheißen. „Summer Of Luv“ mit Unknown Mortal Orchestra, die selbst erst vor drei Monaten ein starkes Album veröffentlichten, macht den Weg frei für die warme Jahreszeit, hat durchaus das Zeug zum Sommerhit. Das Saxofon geht nicht mehr aus dem Kopf. Deutlich erdiger und doch leichtfüßig zeigt sich „Thunderdome [W.T.A.]“, ein echter Genre-Clash-Leckerbissen. Black Thought und Natalie Lafourcade zerren den Track in verschiedene Richtungen, psychedelische Untertöne kollidieren mit dem locker gehaltenen Beat-Konzept und entführen in neue Welten.

Dort wartet bereits „Champ“ mit dem legendären Edgar Winter und einer faustdicken Überraschung. Während der herrlich zurückgelehnte Track tiefenentspannt fließt und gelegentliche Soft-Rock-Assoziationen gestattet, wird es im Wurmfortsatz laut, proggig, kurzzeitig metallisch, bevor der Weichzeichner zurückkehrt. King Gizzard lassen grüßen. Portugal. The Man sind übrigens auch für sich bärenstark, wie „Grim Generation“ recht eindrucksvoll unter Beweis steht. Hier besinnt man sich auf die eigenen Stärken, geht mit wachsender Begeisterung nach vorne und lässt zugleich eine Abgründigkeit erkennen, welche gängige Pop-Entwürfe mit einem gewissen Indie-Edge versieht und Widerhäkchen ausstreut.

Kein Kniefall vor dem überraschenden wie verdienten Erfolg und schon gar keine Kompromisse: Zu keiner Zeit versuchen Portugal. The Man, ein zweites „Feel It Still“ zu schreiben, was auch gar nicht nötig ist. Ihr neuester Longplayer befindet sich im steten Fluss, wirft mehrere Perlen ab und glänzt zugleich als dichtes, intensives Gesamtkunstwerk. „Chris Black Changed My Life“ zeigt sich insgesamt noch eine Spur poppiger, ohne die eigene musikalische DNA auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu verbergen. In diesen elf Songs steckt Portugal. The Man in Reinkultur, sehr eingängig, gerne mal experimentell, stets überraschend, immer den Horizont erweiternd und perfekt zum Mitwippen. Alles richtig gemacht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.06.2023
Erhältlich über: Atlantic Records (Warner Music)

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