Kombynat Robotron – Frohe Zukunft

Die überaus umtriebigen Kombynat Robotron melden sich mit neuem Material zurück. Seit 2019 veröffentlichte das Trio aus Kiel Platten für verschiedenste Labels und konzentrierte sich dabei vor allem auf die Magie der Jam-Session, fernab musikalischer Regeln und den Restriktionen des Song-Formats. Auch ihr neuester Streich (für Drone Rock Records) folgt diesem Konzept. „Frohe Zukunft“ bemüht den gleichzeitigen Blick nach vorne und zurück, abermals rein instrumental und wuchtig, die Grenzen von Psych und Kraut mit wachsender Begeisterung pulverisierend.
Sofort taucht „Montan“ in media res ein, wenngleich beiläufig und meditativ angelegt. Sorgsam blubbert die Rhythmusabteilung, während die Gitarre mit fortlaufender Spieldauer zu singen scheint, den Fels in der instrumentalen Brandung mimt. Die Lead-Saiten spielen mit Melodiefolgen und spinnen einen packenden narrativen Faden, der erst zum Ende hin etwas abhebt. Hingegen wohnt „Kaolin“ nervöse Energie inne, blubbernd und treibend zugleich. Gefühlt urplötzlich wandeln sich tänzelnde Kraut-Konzepte zu breitbeinigem Rock, der metallische Härte andeutet, kurz eskaliert und sich wieder vornehm zurückzieht.
Die komplette B-Seite gehört dem epischen „Blei im Flügelschuh“, dessen 16 Minuten sich gewiss nicht wie solche anfühlen. Kombynat Robotron nutzen die Extra-Zeit, um den Song behutsam aufzubauen und zugleich drückende Wände der Heavyness zu errichten, die alles zerdrücken. Fast schon doomig in seinem Auftreten, kommen nach und nach weitere Texturen hinzu, der absoluten Eskalation nahe, in Kargland umschlagend und nach einer kurzen Zäsur Psych und Sludge vermischend. Der minutenlange Abgang mit falschem Ende passt da natürlich ins Bild – sehr gemächlich, sehr verschroben, wohlig ernüchternd.
Dieser stete Widerspruch begleitet diese halbe Stunde und lässt nicht los. „Falsche Zukunft“ geht an die Substanz, was absolut zur vertonten Thematik, zu all den Widersprüchen und Rückschlägen, den falschen Hoffnungen mit zartem Schimmer passt. Zudem gehen Kombynat Robotron mehr und mehr aus sich heraus, docken gerne mal an metallisch angehauchten Gefilden an und nutzen derlei Synergien gekonnt für sich. Ohne Worte, dafür nie sprachlos, so tankt sich der neueste Streich der Herren aus Kiel durch die Szenerie – eine von vorne bis hinten packende Angelegenheit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Drone Rock Records
Website: www.kombynatrobotron.de
Facebook: www.facebook.com/KombynatRobotron