Kombynat Robotron – AANK

Binnen kürzester Zeit etablierten sich Kombynat Robotron als Geheimtipp für ellenlange, krautig-psychedelische Meditationen rein instrumentaler Art – verklärt, verspielt, getrieben und immer für die eine oder andere Überraschung gut. Die größte Überraschung setzt es aber jetzt: Das Trio aus Kiel kann auch singen. Und songdienlich arbeiten. Mit „AANK“ bricht die Band aus vermeintlichen, wenngleich sehr locker definierten Mustern aus und steuert neue Ufer an. Ob dieser mutige, gerne mal lärmende und auf andere Weise herausfordernde Schritt gelingt?
Dass es sich hierbei um dieselbe Band handelt, muss man immer wieder dazusagen – siehe und höre das mächtige „Schnee“, noisig und aufbrausend zu gleichen Teilen. Hier schwingen unter anderem A Place To Bury Strangers mit, ohne jedoch den durchaus vertrauten Drive komplett ad acta zu legen. Eine stampfende Energieleistung und kleinere Variationen sowie wütende, wüste Vocals, die gerne mal aus dem lauten Dickicht auftauchen, machen die Unnachgiebigkeit des Sechsminüters auf bizarre Weise greifbar. Natürlich bleiben hier nach wie vor Spuren von Vertrautem hörbar, doch kann die abgefuckte, abgewrackte Eskalation ebenso überzeugen.
In „Sauerstoff“ wird das sogar ins radiofreundliche Format gelenkt, ohne jedoch auch nur einen Hauch freundlicher zu wirken. Da liegt durchaus mal eine Prise Schweinerock in der Luft, roh und unnachgiebig, bis obenhin mit packender Riffgewalt gefüllt. Der Opener „Staub“ ist hingegen so etwas wie die imaginäre Brücke zu den bisherigen Kombynat Robotron-Platten, besitzt weiterhin krautigen Drive und zeigt sich psychedelisch verwaschen, zugleich von kauziger Rastlosigkeit durchzogen. Dass „Finsternis“ komplett eskaliert und alles zerlegt, schrille Gitarrenwände inklusive, passt prima ins Bild und rundet dieses Happening gekonnt ab.
Tatsächlich muss man sich vergegenwärtigen, dass hier immer noch Kombynat Robotron spielen. Spuren ihrer bisherigen Releases bleiben greifbar, doch wird das Geschehen insgesamt deutlich und hörbar auf den Kopf gestellt. Für Bandverhältnisse ist das natürlich direkter, keine Frage, bleibt aber gerne mal laut, aggressiv, überdreht und überfordernd. Das ist eine gute Sache, denn schnell trennt „AANK“ die sprichwörtliche Spreu vom Weizen und zieht in einen schwer zu benennenden Sog großer Emotionen, wüster Riffwände und hypnotisierender Eskalation. In anderen Worten: Mit dieser kleinen bis großen Kurskorrektur gelingt Kombynat Robotron Herausragendes. Wohin die Reise in Zukunft gehen wird, darf mit Spannung erwartet werden. Im Idealfall gibt es künftig beide Extreme.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 25.07.2025
Erhältlich über: Fuzz Club Records
Website: www.kombynatrobotron.de
Facebook: www.facebook.com/KombynatRobotron
