Vera Sola – Peacemaker

Vera Sola
(c) Ebru Yildiz

Eigentlich hätte es mit Vera Solas zweitem Album nicht so lange dauern sollen. Bereits im Herbst 2019 war der Nachfolger von „Shades“ größtenteils aufgenommen. Naturkatastrophen, die Pandemie und der Verlust wichtiger Menschen und Orte stemmten sich wieder und wieder gegen den Release, flossen letztlich in die elf neuen Songs ein. Als Sola sich erneut der Musik annahm, verspürte sie viel Wut, aber auch Liebe, die sich letztlich durchsetzen sollte. Dieses Wechselbad der Gefühle zeichnet „Peacemaker“, ihren Einstand für City Slang, letztlich aus.

Die herrlich bestimmte Nervosität von „The Line“ bringt die Qualitäten des Zweitlings letztlich prima auf den Punkt. Eine gewisse Getriebenheit kollidiert mit einer engagierten Stimme, die Souveränität bemüht und doch geschickt Sollbruchstellen einstreut. Der leichte Retro-Twang mit Americana-Flair passt prima zum gängigen Indie-Folk und kulminiert in einen überlebensgroßen Chorus. In „Blood Bond“ wird es zwischendurch sogar richtig laut und überdreht, wenn sich die Protagonistin hörbar in das Geschehen hineinsteigert und eine wilde, losgelöste zweite Hälfte wie eine Abrechnung mit den letzten Jahren erscheinen lässt.

Überhaupt ist dieses Album ein Siegeszug, nicht zuletzt aufgrund der musikalischen Vielschichtigkeit. „Desire Path“ nimmt sich zurück, spielt mit Retro-Klängen. Es fehlt eigentlich nur noch ein altes Grammophon, wenn Sola durch das Kleinod tänzelt und mit fortlaufender Spieldauer lauter, bestimmter wird. Das lange, ausufernde „I’m Lying“ verbindet Verspieltes mit Mystischem. Oft lauert die Wahrheit in den Zwischentönen und sucht nach Antworten auf weiterhin ungestellte Fragen. Das abschließende „Instrument Of War“, ursprünglich als Albumtitel vorgesehen, hat etwas von einer Tour de Force, wenngleich mit reduzierten Mitteln und 50s-Charme inszeniert.

Es dauert eine ganze Weile, bis diese Dreiviertelstunde ihre volle Strahlkraft entfaltet, doch lohnt sich das Warten, die Geduld. Vera Sola wagt hörbar mehr und gewinnt damit auf ganzer Linie. Ihr „Peacemaker“ ist eine echte Schönheit, die mit jedem Durchlauf wächst. Zudem entsteigt die Protagonistin der Isolation des ersten Albums, zeigt deutlich mehr Selbstbewusstsein, wächst als Sängerin und als Songwriterin hörbar. Von feinsinnigem Retro-Twang über lässigen Folk und Americana bis hin zu angenehm lauten Momenten verliert man sich in dieser Dreiviertelstunde mit wachsender Begeisterung. Vera Sola packt ein Statement Piece von einem Album aus.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 02.02.2024
Erhältlich über: Spectraphonic Records / City Slang (Rough Trade)

Website: www.verasola.com
Facebook: www.facebook.com/verasolasound