Ghostwound – Ghostwound
Es gab viele Dinge, die man im Jahr 2020 tun konnte. Eine Band zu gründen, ist sicher eine davon. Wenig überraschend dauerte es ein wenig, bis Ghostwound in die Gänge kamen. Das Quartett aus Mailand spielte zuletzt in diversten Formationen ihrer lokalen Szene, doch blieb der große Wurf aus. Entsprechend energisch, aber auch nicht, geht man nun zu Werk und wagt eine Art musikalische Zeitreise, die Psychedelic und Acid Rock ebenso mitnimmt wie Funk und spacige Klänge. Ihr erstes Album heißt ebenso „Ghostwound“ und zeigt sich abwechselnd mutig und durchgeknallt.
Der „Funky Robot“ ist in jeglicher Hinsicht Türöffner, nicht nur ob der Platzierung als Opener. So fasst der Titel zumindest weite Teile des Albums prima zusammen, noch dazu bekommt man hier eine ordentliche Dosis dessen serviert, was die folgenden gut 40 Minuten ausmacht. Tanzbar und funky auf der einen, spacig und verpeilt auf der anderen Seite, dazu gelegentlich eingestreuter Gesang, der mehr Mittel zum Zweck, eher ein weiteres Instrument ist. „Ghostwound“ lässt sich im Anschluss treiben. Einer der längsten Songs der Platte lebt von butterweichen Soundscapes, vom wiederholten Abdriften, vom mutigen Erkunden neuer Welten.
Und solche Welten gibt es auf diesem Einstand in Hülle und Fülle. Erst täuscht „Five Ave Marias“ feisten Soul-Rock an, dann lebt die Bassline ihr Faible für Funk aus, bevor eine nicht minder witzige, verstrahlte Gitarre das Heft fest in die Hand nimmt und abdriftet. Dort wartet bereits „Coffee Grounds Revelations“ und findet … bestimmt irgendwas. Das wird auch nach mehreren Durchläufen nicht so recht klar, doch können die jenseitigen Effekte durchaus unterhalten. Die introvertierte Schwere von „Rojava“ weicht nur langsam, ringt um Fassung und streut ein paar flauschige Ideen ein, die erst einmal aus dem Rahmen zu fallen scheinen. Dass letztlich doch alles zusammenpasst – geschenkt.
Eben jene Eigentümlichkeit des Unerwartbaren bringt dieses Album letztlich auf den Punkt. Bereits auf ihrem Einstand haben Ghostwound ihren ureigenen Sound gefunden, das lässt sich mit Sicherheit so unterschreiben, und kultivieren diesen. Klar, Space, Psych und Acid sind nun wahrlich nicht die neuesten Zutaten, doch kann gerade der Funk-Einschlag, eine Art Zeitreise mit frischem Wind, das Geschehen in herrlich einzigartige, eigenwillige und abgefahrene Gefilde treiben. „Ghostwound“ lädt ein, einfach mal einzutauchen und dank Repeat-Taste auch mal das eine oder andere Stündchen an Bord zu bleiben. Die innere Balance dankt es.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.12.2024
Erhältlich über: Go Down Records
Facebook: www.facebook.com/Ghostwoundband