Vieux Farka Touré & Khruangbin – Ali

Vieux Farka Touré & Khruangbin
(c) Kiss Diawara / Rob Williamson / Donovan Smallwood / Riot Muse

Ali Farka Touré, der „afrikanische John Lee Hooker“, mag vor 16 Jahren verstorben sein, doch ist sein Einfluss auf die kontinentale wie auf die globale Musikwelt weiterhin greifbar. Sein Sohn Vieux Farka Touré führt das Erbe fort und verneigt sich nun auf besondere Weise vor dem Vater. „Ali“ greift zahlreiche bekannte und weniger bekannte Tracks der Legende auf und interpretiert sie neu. Das tut der exzellente Sänger und Gitarrist aus Mali keinesfalls allein, sondern holte sich mit Khruangbin eine mehr als nur grandiose Band ins Boot, die selbst für schier unglaubliche musikalische Vielfalt steht und mit ihren Sounds regelmäßig gefühlt die Welt umrundet.

Das eröffnende „Savanne“ bringt diese Welten auf wundersame Weise zusammen und würde zudem prima auf die Alben aller Beteiligten passen. Zunächst arbeitet sich Touré durch das Gitarrenspiel des Vaters, dann setzen Khruangbin ein und verpassen dem Track eine besondere Lässigkeit. Das liegt natürlich nicht zuletzt am präzisen und entspannten Rhythmus, begleitet von ein wenig Gesang und den warmen Saiten, die mitschwingen. Am anderen Ende der Platte wartet mit „Alakarra“ ein weniger bekannter Song, der sich wunderbar treiben lässt, der wie für die vier Musiker*innen gemacht zu sein scheint.

Hingegen holt „Tongo Barra“ das überlebensgroße musikalische Erbe Ali Farka Tourés ins Rampenlicht und gibt sich bluesigem Mali-Folk in Reinkultur hin. Der Sohn singt ebenso fantastisch, die neuen Drums holen den Song in die Moderne und lassen dazu wunderbar tanzen. Auch „Diarabi“ bemüht vor allem auf rhythmischer Ebene neue Ansätze, die durchaus in R&B-Gefilde drängen. Das ist neu und irgendwie anders, aber richtig gut. „Ali Hala Abada“ taucht hingegen tief in psychedelische Welten ein, die man so eher von Khruangbin kennt, angereichert durch Touré’sche Klangmagie. Die leichtfüßige, schwebende Suche nach frischen musikalischen Sphären bewegt.

Kollaborationen liegen Khruangbin bekanntlich, doch ist das hier in jeder Hinsicht ein ganz anderes Biest als die beiden exzellenten EPs mit Leon Bridges. Hier treffen Welten zusammen, die sich sehr nahe sind, wiewohl man sie vielleicht nicht zwingend miteinander assoziiert hätte. „Ali“ zollt nicht nur einem der wichtigsten Musiker des vergangenen Jahrhunderts angemessen Tribut, es erweitert dessen Schaffen durch frische Impulse. Khruangbin auf der einen und der nicht minder starke, talentierte Vieux Farka Touré auf der anderen Seite kreieren zusammen ein kleines Kunstwerk, das mit zu den interessantesten und zugleich lässigsten Platten des Jahres zählt.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 23.09.2022
Erhältlich über: Dead Oceans / Night Time Stories (Cargo Records)

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