Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Holy Esque

Holy Esque – Lay My Head Down Slow

Schluss, aus, vorbei: Die sträflich unterschätzten Holy Esque machen nach mehreren Jahren relativer Funkstille Nägel mit Köpfen und lösen sich auf. Das schottische Quartett um Charakterstimme Pat Hynes veröffentlichte zwei Alben und mehrere Kleinformate, doch blieb der große Wurf für den Mix aus Post Punk, Art- und Alternative Rock trotz Radio-Airplay und einigen Gigs aus. Begleitet wurde die Nachricht des Abschieds von der Ankündigung eines neuen Albums. „Lay My Head Down Slow“ macht noch einmal schmerzlich bewusst, dass die Herren mit absoluter Sicherheit fehlen werden.

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Gary Clark Jr.

Gary Clark Jr. – JPEG RAW

Kreativer Stillstand war so und so nie die Sache von Gary Clark Jr., doch was der begnadete Blues-Gitarrist im Vorfeld seines vierten Studioalbums zelebriert, ringt Respekt ab. Eine musikalische Explosion steuert – mehr denn je – Soul, RnB und Funk an, inspiriert von einer mehrjährigen Pandemie, den Bürgerrechtsdemonstrationen nach dem Mord an George Floyd und dem schandhaften Versuch, das Kapitol gewaltsam zu erstürmen. All das ließ Clark Jr. seine Rolle in einer sich rapide verändernden Gesellschaft, auch in Hinblick auf seine drei Kinder, unter die Lupe nehmen. Die Arbeiten an „JPEG RAW“ setzten ungeahnte Energien frei und wurden zum Soundtrack eines Films, der erst gedreht werden muss.

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USA Nails

USA Nails – Feel Worse

Schadenfreude als Leitmotiv für ein Album, das sich Konsumkritik, der britischen Sparpolitik sowie zunehmendem Autoritarismus widmet: USA Nails machen es weder sich noch ihrem Publikum einfach. Das war aber so und so nie das Ding der vier Londoner, die sich im Noise Rock besonders heimisch fühlen, ebenso gerne mal den Ausbruch in Richtung Post-Hardcore wagen und sich liebend gerne mit experimentelleren Klängen auseinandersetzen. Der sarkastische Wunsch „Feel Worse“ bemüht sich um zunehmende Verrohung, gepaart mit giftiger Rhetorik, die nicht nur unter den Nägeln brennt.

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BRTHR

BRTHR – Brother

Immer noch klingen BRTHR definitiv nicht so, wie man sich das von einem Stuttgarter Duo erwartet. Der smoothe, zurückgelehnte Mix aus Soul, Pop, Folk, Americana, Country, Indie und Softrock trägt betont amerikanische Züge in sich, südlich angehaucht, tiefenentspannt, zugleich voller Kraft und Energie. Philipp Eißler und Joscha Brettschneider folgen diesen ungefähren Zutaten weiterhin, sonnig, reif und voller bekömmlichem Understatement. Mit ihrem nunmehr vierten Album „Brother“ rennen sie abermals offene Türen ein.

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Hi! Spencer

Hi! Spencer – oben

Manchmal reicht es, einfach nur den Blickwinkel zu ändern. Exakt das versuchen Hi! Spencer auf ihrem neuen Longplayer. Verharrten sie in ihren Songs bislang inhaltlich in ihrem Themenbereich, so dürfen und sollen sich diese jetzt entwickeln, Ausblicke und Lösungen aufzeigen, sich an einer anderen Sicht versuchen. Auch wenn es der Titel vermuten lässt, ist das Quintett mit diesem Ansatz nicht „oben“ angekommen, sondern münzt das Wörtchen auf den Versuch um, sich oben zu halten, Tatsachen zu akzeptieren, eine Herangehensweise für sich ändernde Umstände zu finden. Diese aktive thematische Bewegungsfreude schlägt sich im nicht minder bunten Sound dieser Platte nieder.

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TYNA

TYNA – PNK

Ein Dampfhammer, dem man sich nicht entziehen kann – was sich von langer Hand angekündigt hat, wird nun wohlige Wirklichkeit. TYNA, 2019 als One-Woman-Show voller DIY-Spirit gestartet, legen ihr erstes Album vor. In den letzten Jahren zur fünfköpfigen aus FLINTA* und Allies bestehenden Band angewachsen, konnten bisherige Singles, Sampler-Beiträge und eine erste EP mit ihrem Mix aus Punk, Rock, Synthies und NDW-Elan sowie beherzten Texten mit Hirn und Haltung offene Türen einrennen. Nunmehr bei Redfield unter Vertrag, landet ein komplettes Studiowerk mit dem ominösen Namen „PNK“ (welcher Vokal da wohl fehlen mag …), das sämtliche Erwartungen zu erfüllen vermag.

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Grand Hotel Schilling

Grand Hotel Schilling – Polar

Das wohl zweitschönste Grand Hotel der deutschsprachigen Musikwelt öffnet erneut seine Pforten. Im Spätsommer 2021 legten Grand Hotel Schilling aus Graz und Wien ihr charmantes erstes Album „Mir wär lieber wir bleiben hier“ vor und traumwandelten durch faszinierende (Post-)Indie-Szenerie. Für den Nachfolger wurde die Reizüberflutung einfach mal intensiviert, von widersprüchlichen Gefühlen inmitten knallbunter Gitarrenpop-Ästhetik angetrieben. „Polar“ wagt sich weiter hinaus und entdeckt die dunklen Seiten des schillernden Kaleidoskops.

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Velcros

Velcros – Strange News From The Vault

Vergangenen Sommer tauchten Velcros aus dem gefühlten Nichts auf, um mit zeitlosem Sound frische Rock-Impulse zu setzen. Ihre erste EP „Spit Takes“ war ein Volltreffer, der mit wachsender Begeisterung Rock und Pop, Indie und Alternative, Punk und Garage mitnahm, daraus eine herrlich eigenwillige Mischung klöppelte. Mit etwas Verzögerung landet nun das damals angekündigte Album, insgesamt mit mächtiger 90s-Schlagseite versehen und doch alles andere als eine Zeitgeist-Kopie. „Strange News From The Vault“ serviert Hits in rauen Mengen.

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Kassettenricardo

Kassettenricardo – Angesichts der Lage

‚Geh doch nach Berlin‘ sangen Angelika Express vor nunmehr 21 Jahren. Exakt das taten die vier Musiker hinter Kassettenricardo 2018 und tauschten das Kleinstadt-Idyll gegen die Metropole ein. Während der Bandname einem Versprecher entstammt, überließ man musikalisch nichts dem Zufall und arbeitete mit Elan am eigenen Sound, der sich irgendwo zwischen Indie, Punk und Alternative abspielt. Eine erste EP erschien 2020, nun setzt es ein komplettes Album in Form von „Angesichts der Lage“. Hier treffen durchaus vertraute Klänge auf eine immer prominenter hervortretende eigene musikalische Identität.

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Boeckner

Boeckner – Boeckner!

Seit über zwei Jahrzehnten zählt Daniel Boeckner zu den prägenden Figuren der kanadischen Indie-Landschaft. Als Teil so unterschiedlicher Formationen wie Handsome Furs, Operators, Divine Fits, Future Kits, Atlas Strategic und – seine wohl bekannteste Band – Wolf Parade bestimmt er seit Beginn der Nuller-Jahre den Alternative-Sound des nördlichsten Nordens Amerikas mit. Was im Portfolio des 46-jährigen bislang noch fehlte, war ein Soloalbum. Hier nennt er sich einfach nur Boeckner, die dazugehörige Platte trägt den Titel „Boeckner!“. Um wenn es da wohl gehen könnte …

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