Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Bikini Beach

Bikini Beach – Cursed

Ein Album der Gegensätze wollten sie aufnehmen, voller Widersprüche und neuer Finsternis. Bikini Beach beobachten die globalen und gesellschaftlichen Entwicklungen überaus nachdenklich und frustiert. Das hört man dem deutsch-schweizerischen Trio, das rund um den Bodensee wohnt, mehr denn je an. Überwiegend in Eigenregie produziert und von Ärzte-Bassist Rod Gonzalez abgemischt, geht „Cursed“ in eine deutlich düsterere, noisigere Richtung, ringt mit persönlichen Problemen und der steten Überforderung durch all das, was ringsum passiert. Dass diese 13 Songs dennoch verdammt souverän und intensiv rüberkommen, passt ins Bild.

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The Vices

The Vices – Before It Might Be Gone

Der Blick nach innen ist ein beliebtes Stilmittel – für manche unverzichtbar, während ihn andere erst im Laufe der Jahre, der Karriere entdecken. The Vices gehören mit Sicherheit zu zweiterer Kategorie. Das Quartett aus dem niederländischen Groningen sang auf den beiden bisherigen Platten von sozialen Ereignissen – mal näher, mal weiter vom eigenen Mikrokosmos entfernt – und verändert nun tatsächlich den Fokus. „Before It Might Be Gone“ verstehen sie als rohe, ehrliche Selbstreflexion einer Person, die sich erstmalig selbst begegnet, und dies zum Anlass einer Reise voller Veränderungen nimmt.

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Flash Forward

Flash Forward – Renegade

Eine der umtriebigsten deutschen Rockbands meldet sich zurück. Im Herbst 2010 im Ruhrgebiet gegründet, können Flash Forward mittlerweile auf sechs Alben zurückblicken, schafften es in die Charts, entwickelten ihren anfangs im Pop-Punk beheimateten Sound kontinuierlich weiter und etablierten sich als Live-Macht, sei es bei eigenen Touren oder als beliebter Support-Act. So kann es weitergehen, und genau das tut es auch: „Renegade“ stellt sich den Herausforderungen des Lebens, geht offen mit vielfältigen und gerne mal widersprüchlichen Gefühlen um, und entwickelt zugleich Pop-Sensibilitäten weiter, ohne dabei an Rock- und Alternative-Power einzubüßen.

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Bonnie "Prince" Billy

Bonnie „Prince“ Billy – The Purple Bird

Erst zum zweiten Mal in seiner illustren Karriere arbeitet Will Oldham aka Bonnie „Prince“ Billy mit einem Produzenten zusammen. Gemeinsam mit David „Ferg“ Ferguson nahm er in Nashville auf, begleitet von einer Fülle an Session-Musikern. Ferg und der Prince kennen sich seit über 20 Jahren, als ersterer als Engineer bei Johnny Cashs „American III“-Session zugange war, wo ein Song Oldhams gecovert wurde. Eine Country-Platte sollte es dennoch nicht werden, wenngleich sich das nicht gänzlich vermeiden ließ. Die Tracks auf „The Purple Bird“ wurden überwiegend rund um Fergs Küchentisch geschrieben und klingen wie die perfekte Symbiose beider Welten.

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Jaye Jayle

Jaye Jayle – After Alter

Durch einen geschickten Rückgriff blicken Jaye Jayle energisch nach vorne. Evan Pattersons Solo-Schauplatz mit Band machte im Laufe der Jahre und Alben mehrere kleine Metamorphosen durch, stets unter dem Eindruck des Weltgeschehens sowie von privaten Entwicklungen. Längst nicht jede Idee schaffte es auf die finalen Platten, und so sammelten sich nach und nach Ansätze, Fragmente, reine Gefühlsregungen an, die zuvor ihren Platz, aber auch ihre endgültige Ausdrucksform nicht finden konnten. „After Alter“ zerrt diese Eindrücke energisch an die Oberfläche und gibt ihnen gewohnt prägnanten, pointierten Rückenwind mit auf den Weg zurück.

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Zangoma

Zangoma – Fuka Mulilo

In den späten 60ern und frühen 70ern erlebte Zamrock einen kurzen, aber heftigen Boom. Sambias Musikszene orientierte sich an britischen Rockbands, an der Gitarrenarbeit eines Jimi Hendrix und vermischte all das mit traditionellen Klängen, mit Psychedelia, Funk und Blues. Ausgerechnet im finnischen Tampere setzt es aktuell eine Art Mini-Revival: Zangoma, das Quartett um den sambischen Sänger Waina Kolomwe sowie Musiker von Death Hawks und Dust Mountain, hat sich einer modernen Interpretation dieser Klänge verschrieben. Das stilvolle, zeitlose, tanzbare, treibende und verspielte „Fuka Mulilo“ ist ihr erstes Album.

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Canty

Canty – Dim Binge

Vor etwas über einem Jahr änderte sich das Leben von Canty grundlegend. Plötzlich fühlten sich die Beine des Multitalents aus East London taub an. Die Diagnose lautete auf ‚Multiple Sklerose‘, und doch kein Grund, langsamer zu machen. Nach mehreren Songs und Kleinformaten steht nun ein erstes Mixtapes in den Startlöchern, das Altes mit Neuem vermengt, offensiv mit der neuen, eigenen Realität umgeht, aber auch früheste Erinnerungen interpretiert. „Dim Binge“ entstand in einem ‚epischen Anfall von Kreativität‘, wie Canty es nennt, begleitet von einem Buch mit eigenen Designs und Zeichnungen.

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Goblyn

Goblyn – Stray

Zwei Hamburger zeichnen ein beklemmendes Bild von ihrer Umwelt: Knapp vier Jahre nach dem Release ihrer ersten Single wagen sich die zum Duo geschrumpften Goblyn an ein komplettes Album. Der drückende, alles einnehmende Post Punk lebt von emotionalen Extremen, kämpft mit Isolation und Kummer ebenso wie mit Druck und Größenwahn. Das äußert sich auch im unberechenbaren Sound, dessen kleine Wendungen und mächtige Druckwellen etatmäßig durch Mark und Bein fahren. „Stray“ wohnt in einer Stadt, die dem Untergang geweiht scheint, und versucht sich mit den Ellbogen aus der engen Umklammerung zu befreien.

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C Duncan

C Duncan – It’s Only A Love Song

Als alter Romantiker war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis C Duncan dieses Album aufnehmen würde. Der schottische Singer/Songwriter und Multi-Instrumentalist spielt seit jeher liebend gerne mit Arrangierungen und Streichereinsatz, ließ diesen auf den vier bisherigen Platten bewusst viel Raum zur freien Entfaltung. Dieses Mal schärft der klassisch ausgebildete Musiker seinen Blick jedoch und konzentrierte sich auf dichte Texturen voller Herz und Retro-Appeal. „It’s Only A Love Song“ bezieht sich auf Duncans eigene romantische Erfahrungen, nicht zuletzt von der kürzlichen Hochzeit mit seinem Langzeitpartner inspiriert, wie auch auf Verlust und Herzschmerz.

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flipturn

flipturn – Burnout Days

Auf der Suche nach dem nächsten großen Festivalact werfen flipturn ganz lässig gleich mehrere Hüte in den imaginären Ring. Das Quintett aus Florida sorgte mit dem Einstand „Shadowglow“ bereits für sympathische Indie-Weisheiten mit Pop-Appeal, tourte im Anschluss fleißig durch die Staaten und trat bereits bei Lollapalooza, Bonnaroo sowie SXSW auf. Ihre Konzertreisen inspirierten flipturn zudem zu ihren zweiten Alben, dass sich mit typischen Mittzwanziger-Themen befasst, mit Licht und Schatten, mit Schönheit selbst in Zeiten des Burnout. Vor diesem Hintergrund wirkt „Burnout Days“ funky und lebensbejahend.

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