Kategorie: Reviews & Previews

Massendefekt

Massendefekt – Lass die Hunde warten

Über die letzten beiden Jahrzehnte erspielten sich Massendefekt ihren verdienten Platz an der Deutsch-Punk-Sonne, schafften es mit ihren letzten Platten durchwegs in die Charts, waren Vorband für Legenden wie AC/DC und Die Toten Hosen. Mit ihrem neunten Studioalbum will das Quartett vor allem ein Zeichen setzen, denn auch, wenn alles schlecht ist, braucht man Hoffnung. „Lass die Hunde warten“ zeigt eine eingespielte Band, die sich bewusst entschied, wieder gemeinsam im Proberaum zu schreiben und vorzuproduzieren, so wie früher. Das macht sich hörbar bezahlt.

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Green Day

Green Day – Saviors

Polarisierend waren sie, die letzten Alben von Green Day. Die (Pop-)Punk-Ikonen bemühten sich nach „American Idiot“ mehr denn je um Experimente und hatten hörbar Spaß, mit verschiedenen Rock-Klängen zu spielen, doch fiel die Reaktion meist zwiegespalten aus. Vier Jahre nach „Father Of All Motherfuckers“ kehrt Rob Cavallo, der unter anderem für die Topseller „Dookie“ und eben „American Idiot“ verantwortlich war, auf den Produzentenstuhl zurück. Und auch musikalisch widmet sich das Trio wieder vermehrt poppigerem Punk, ohne dabei auf verschiedenste kreative Ausflüge zu verzichten. „Saviors“ markiert tatsächlich eine höchst willkommene Rückkehr zu starker Form.

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YIN YIN

YIN YIN – Mount Matsu

Demokratie funktioniert: Die ersten beiden Alben von YIN YIN bestanden aus gemeinsamen Ideen von Drummer Kees Berkers und Multi-Instrumentalist Yves Lennertz. Seitdem letzterer ausgestiegen ist, werkeln auch Gitarrist Erik Bandt, Bassist Remy Scheren und Keyboarder Robbert Verwijlen aktiv mit. Exakt das hört man dem Quartett aus dem niederländischen Maastricht auch an, denn der ohnehin sehr experimentelle Sound mit Psychedelia, japanischer Folklore und Elektronik wuchs bei der Gelegenheit noch weiter. „Mount Matsu“ gibt sich tanzbar, verträumt, einfühlsam und energisch zugleich.

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Twin Mill

Twin Mill – Different Skies

Können Superbösewichte Gutes tun? Wenn man das Händchen von Supervillain für spannende Newcomer näher betrachtet: offenkundig. Twin Mill reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Das erst 2022 gegründete Quartett aus Heilbronn hat sich verschiedensten 90s-Rock-Genres verschrieben, mit einem deutlichen Fokus auf Grunge und Alternative. Ihre erste Single erschien erst vergangenen Sommer, nun landet gleich eine komplette EP: „Different Skies“ fasst die ersten vier Songs zusammen und gibt ein mächtiges Versprechen für die Zukunft ab.

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Keep Dancing Inc.

Keep Dancing Inc – A Taste Of Possibility

Vor gut drei Jahren zogen sie die Tanzschüchen an und gaben einem Lockdown-Kontinent Pop und Electro mit Gute-Laune-Garantie, nun folgt das schwere zweite Album: „Embrace“ war für Keep Dancing Inc ein bärenstarker Einstand. Seither entwickelte man den eigenen Sound sukzessive weiter, nahm frische Einflüsse auf, und schraubte den Rock-Faktor etwas nach oben. Zudem dürfen nun auch Folk, Funk und Post Punk mitmischen, begleitet von einer Vielzahl ernster wie trivialer Themen. „A Taste Of Possibility“ bringt mehr von allem mit und rennt damit offene Türen ein.

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Sleater-Kinney

Sleater-Kinney – Little Rope

Hinter dem elften Studioalbum von Sleater-Kinney – dem zweiten ohne Janet Weiss – verbirgt sich ein tiefer Einschnitt. Im Herbst 2022 erfuhr Carrie Brownstein durch Bandkollegin und Notfallkontakt Corin Tucker vom Tod ihrer Mutter und ihres Stiefvaters während eines Urlaubs in Italien. Trost fand Brownstein im Gitarrenspiel, und so traf man sich Monate später, einzig mit Instrumenten und Verstärkern, in einem Proberaum, um das Geschehen zu verarbeiten. „Little Rope“ befasst sich mit plötzlichen Verlusten sowie mit der konstanten Kollision von Gewissheit und dem Ungewissen.

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The Vaccines

The Vaccines – Pick-Up Full Of Pink Carnations

Gevatter Rock haben sie bereits vor gut 13 Jahren gerettet, alles andere ist jetzt Zugabe: The Vaccines melden sich einmal mehr zurück. Mittlerweile zum Quartett geschrumpft, muss die Band erstmals ohne Gitarrist und Gründungsmitglied Freddie Cowan auskommen, der bis auf Weiteres von Bord gegangen ist, jedoch auf ein Comeback in der fernen Zukunft hofft. Zumindest oberflächlich scheint man unbeeindruckt geblieben zu sein und legt zehn neue Tracks vor, die dem zuletzt überaus poppigen Kurs wieder mehr Gitarren zur Seite stellen. „Pick-Up Full Of Pink Carnations“, inspiriert von Mishead Lyrics des Don McLean-Klassikers „American Pie“, befasst sich mit Versöhnung, Verlust und Dankbarkeit.

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Kapelle Petra

Kapelle Petra – HAMM

Die wohl größten Sympathieträger der deutschen Indie-Szene haben ihrer Heimatstadt ein Denkmal gesetzt, zumindest musikalischer Art. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert sind Kapelle Petra nicht mehr wegzudenken, mit stets sympathischen Releases auftrumpfend, 2019 schließlich erstmals – und hoch verdient – mit „Nackt“ in den Album-Charts gelandet. Auf den EP-Zyklus zu den vier Jahreszeiten folgt nun eben „HAMM“, ein Ort des Ankommens und des Weiterreisens, symbolisch für das Leben, dessen schöne Momente und endlosen Irrwege. Exakt davon singt das Trio mit Schmelz und Elan.

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Marika Hackman

Marika Hackman – Big Sigh

Endlich ist sie fertig, ihre ‚härteste Platte‘. So nennt Marika Hackman ihr neuestes Werk, und das kommt nicht von ungefähr. Der Kontrollverlust während der Pandemie traft die 31jährige Britin hart, und so musste sie sich intensiv mit ihren Angstzuständen auseinandersetzen. Das Ergebnis war eine kapitale Schreibblockade, die sich erst nach Aufhebung der Beschränkungen löste. Plötzlich war der Bann gebrochen, Hackman bemühte sich zugleich um musikalische Öffnung und stellte ihren gerne mal kunstvollen Pop-Ansatz breiter auf. „Big Sigh“ darf als Seufzer der Erleichterung verstanden werden, trägt aber auch viele andere Emotionen in sich.

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Bill Ryder-Jones

Bill Ryder-Jones – Iechyd Da

So stolz wie jetzt war Bill Ryder-Jones nach eigenen Angaben seit dem 2013 erschienenen „A Bad Wind Blows In My Heart“ nicht mehr auf ein Album, erklärt aber im gleichen Atemzug, dass es sein bislang aufwendigstes Werk war. Gut fünf Jahre nach „Yawn“ gibt es wieder Solo-Nachschub, für den Ryder-Jones sich dieses Mal möglichst breit aufstellen wollte, unter anderem beflügelt von diversen Produktionen für eigene Künstler in seinem eigenen Studio. Mit diesem Selbstbewusstsein, mehr musikalischer Vielfalt und bewusst pointierten Lyrics gibt sich „Iechyd Da“ (walisisch für „Gute Gesundheit“) direkter und doch komplexer denn je.

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