Interview mit Staind-Gitarrist Mike Mushok

Was Staind anfassen, wird in der Rock-Welt zu Gold. Für ihr Major-Debüt „Dysfunction“ gab es in den USA Doppel-Platin, mit „Break The Cycle“ ging man weltweit an die Spitze. Sechs Millionen verkaufte Einheiten, dazu zwei Genre-Evergreens mit „It’s Been Awhile“ und „Outside“ – kein Wunder, dass man mit sämtlichen Folgeplatten oben mitspielte. Auch wenn die wüsten Wutausbrüche der Vergangenheit angehören, auch auf „The Illusion Of Progress“ setzt es wieder Alt. Rock-Hymnen satt. Im Interview verrät Gitarrist Mike Mushok, wie man trotz tonnenweise Platin ohne Druck arbeiten kann.

Eure letzten drei Alben sind direkt an die Spitze der amerikanischen Albumcharts gegangen. Konntet ihr diesen Druck ignorieren?

Ich hätte nie gedacht, dass wir jemals ein Nummer-Eins-Album haben würden, geschweige denn drei. Du gehst ins Studio, versuchst das bestmögliche Album aufzunehmen und ignorierst alles, was nicht in deinem Kontrollbereich liegt. Und ein Nummer-Eins-Album kann man natürlich nicht kontrollieren.

"The Illusion Of Progress" ist auf Platz drei eingestiegen. Ist es eine gewisse Erleichterung, dass ihr euch nicht mehr mit dieser Serie herumschlagen müsst?

Wir wussten, dass es schwer werden würde, also waren wir auch nicht enttäuscht. Wir haben hart an dieser Platte gearbeitet und sind richtig stolz darauf. Das ist wichtig.

Es heißt, das neue Album würde für euch so musikalisch wie noch nie klingen. Wie kommt das?

Dieses Mal haben wir uns noch mehr Zeit gelassen, um die richtigen Momente zu finden – die besten Melodien, der beste Gesang, die richtigen Rhythmen. Ich bin schon seit Jahren im Geschäft und möchte nur einen richtig guten Song schreiben. Egal, ob man sich die Beatles oder Led Zeppelin ansieht, bei denen klingt alles sehr musikalisch, sehr homogen.

Auf eurer neuen Platte verarbeitet ihr noch mehr Ideen und Einflüsse. Neben den typischen, melancholischen Staind-Songs finden sich Blues-Einflüsse, Pink Floyd-Melodien und ein Gospel-Chor. Woher kommen diese vielen verschiedenen Ideen?

Wir haben einfach auf den Song gehört. Was braucht der Song, wonach schreit er? Es war Teil unseres Entwicklungsprozesses. Wir durften keine Angst davor haben, uns weiter zu entwickeln. Hauptsache, das Ding klingt organisch.

Wofür steht der Albumtitel "The Illusion Of Progress"?

Das kann man ganz verschieden sehen. Manch einer meint ja, der Titel steht für unsere Karriere (lacht). Es wurde ein Running Gag im Studio. Aaron hat an den Vocals gearbeitet, was bei uns immer am Schluss kommt. Jeder Schreiber kennt das, manchmal ist es einfach schwer kreativ zu sein. Niemand hat wirklich gearbeitet, ist wahllos im Internet gesurft. Nun ja, das ist auch „The Illusion Of Progress“ (lacht).

Natürlich sind auch wieder Tracks auf dem Album, die man als typische Staind-Songs identifiziert. Kannst du die spezielle Formel dieser Songs verraten?

Es ist gut, wenn man uns wiedererkennt, auch wenn ich glaube, dass es relativ wenige solcher Songs gibt. Natürlich ist „Believe“ typisch für Staind, also wurde es auch unsere erste Single. Unser Label würde „Pardon Me“ oder „The Corner“ nicht unbedingt veröffentlichen, wobei gerade das Songs sind, die mir gefallen. Wir sind mit diesem Album gewachsen, aber gleichzeitig sind wir immer noch dieselben Jungs geblieben. Unser Schreibstil bleibt eben präsent.

Ihr tourt momentan durch Europa. Was unterscheidet das europäische Publikum vom amerikanischen?

Du meinst außer dass sie uns nicht kennen? (lacht) Die Leute flippen nicht komplett aus, sie hören uns zu. Es geht mehr darum, uns kennen zu lernen, wir wollen uns entsprechend vorstellen.

Geht es also darum Europa für euch zu erobern?

So ist es. Wir wollen wieder dort hin, wo wir mit „Break The Cycle“ waren, als man uns dank „Outside“ und „It’s Been Awhile“ richtig kannte. Wir haben jetzt mit Roadrunner ein neues Label und starten noch einmal durch in Europa, wollen uns festsetzen. Im Jänner kommen wir wieder für eine Headliner-Tour mit Seether und spielen im Sommer einige Festivals. So oft haben wir schon lange nicht mehr für ein Album in Übersee getourt. Wir sind sehr zuversichtlich, dass man uns gut aufnehmen wird.

Dafür wünsche ich euch nur das Beste. Vielen Dank für das Interview!

Ich habe zu danken. Wir sehen uns auf Tour.