The Steel Woods – All Of Your Stones
Am 16. Januar 2021 verstarb Gitarrist und Songwriter Jason „Rowdy“ Cope aus ungeklärter Ursache im Schlaf, er wurde nur 42 Jahre alt. Seine Band The Steel Woods entschloss sich, in Abstimmung mit Copes Familie, weiterzumachen und das gemeinsam erarbeitete Album zu veröffentlichen. „All Of Your Stones“ zeigt eine Band, die stets Negatives in Positives umzuwandeln versuchte, und mit ihrem Mix aus Country, Americana, Southern Rock und Blues für Großes bestimmt war. Und nun vielleicht endlich genau das erreicht.
Raus aus der Vergangenheit, rein ins Glück mit Durchhaltevermögen und Elan: „Out Of The Blue“ eröffnet die Platte mit Leidenschaft, mit Feuer und ganz viel Gefühl. Wes Bayliss‘ leicht nasaler Gesang würde prima in Grunge-Gefilde passen, das bluesig angehauchte Arrangement funktioniert ebenso exzellent. Aus dem Nichts schält sich das erste von vielen Soli heraus, die Gitarre setzt das Sahnehäubchen auf. Das Lynyrd-Skynyrd-Cover „I Need You“ passt perfekt ins Bild und zeigt, woher die Inspiration des Quartetts stammt. The Steel Woods finden die feine Linie zwischen Tribute-Track und Eigensinnigkeit, deuten den eigenen Stempel an. Gastsängerin Ashley Monroe verpasst dem Song das gewisse Etwas.
Im von Cope mitgeschriebenen Titelsong geht es um das alte Lemons-Lemonade-Mantra, um frische Motivation und neue Wege nach Rückschlägen. Der lässige Americana-Rocker mit schwerem Abgang kommt gut. „Ole Pal“ dreht sich um die Sehnsucht nach einem guten Freund, den man schon lange vermisst. Angesichts jüngster Ereignisse bekommt der Song eine komplett neue Bedeutung, der sentimentale Country- und Folk-Exkurs bewegt doppelt. Hingegen baut „You’re Cold“ schwerfälligen Druck auf, ringt mit den Emotionen und setzt aus dem Nirgendwo ein pipifeines, an die großen Rockbands der 70s erinnerndes Instrumental-Break ein, das sich schließlich irgendwo verliert.
Löst man „All Of Your Stones“ aus dem Kontext der personellen Tragödie nach den Aufnahmen, kriegt man eine aufwühlende, wechselhafte Platte, die noch eine Spur bluesiger und rockiger als die Vorgänger klingt. The Steel Woods hatten sich musikalisch gefunden, etwas verspielter und zugleich lauter, ohne dabei auf die kleinen, feinen Momente zu vergessen. Durch Jason Copes Ableben verschiebt sich die Wahrnehmung freilich, nicht zuletzt in Exkursen wie „Ole Pal“ oder dem Titelsong. Es bleibt ein kraftvoller Abschied, der nie als ein solcher gedacht war, und die Hoffnung, dass die Band tatsächlich weitermacht, so wie es zuletzt geplant war. Ihr Gitarrist wird unvergessen bleiben und hat sich dieses hochklassige Denkmal, das eigentlich keines sein sollte, mehr als verdient.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 14.05.2021
Erhältlich über: Woods Music / Thirty Tigers (Membran)
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