Obits – Moody, Standard And Poor

Obits

Auch wenn die erst 2007 gegründeten Obits eine relativ junge Band sind, steckt hinter dem dialektal widersprüchlich wahrnehmbaren Namen mit Rick Froberg (Drive Like Jehu, Hot Snakes, Pitchfork) ein prominenter Name der Post-Hardcore-Liga. Die wütenden Schreie hat der Elder Statesman der Lautstürmerei längst in den Schrank eingesperrt und zockt mit seinen drei Mitstreitern nun eine relativ reduzierte Mischung aus Indie, Surf Rock und Garage Punk. „Moody, Standard And Poor“, das mittlerweile zweite Album, setzt ein grundsympathisches Lo-Fi-Ausrufezeichen.

Bereits der Opener „You Gotta Lose“ unterstreicht durchaus eindrucksvoll, wie viel man mit so wenig machen kann – wenig Spuren, versteht sich, denn an musikalischer Klasse mangelt es Obits keineswegs. Frobergs Gesang wirkt dringlich und hektisch, ohne jedoch den Schreiapparat zu reaktivieren. Stattdessen geht es dreieinhalb Minuten nach vorne mit klassischen Sub Pop-Querverweisen. Reduziert auf das Wesentliche – Songwriting und relativ klare Gitarren – brennen sich „Killer“ und das entfernt an einen Spaghetti-Western erinnernde „New August“ ein.

In „Everything Looks Better In The Sun“ und dem instrumentalen Rausschmeißer „I Blame Myself“ (welch antiklimaktisches Finale – der einzige ‚Fehler‘ dieser Platte) tauchen die bereits erwähnten Surf Rock-Versatzstücke auf. Würde beispielsweise das Testosteron geschwängerte „No Fly List“ von Retro-Hipsters wie Jet stammen, wäre es Kandidat für einen MTV-Hit – sauber gespielt, breitbeinig vorgetragen, von einem mächtigen Riff dominiert. Dass im direkten Anschluss das instrumentale „Spot The Pikey“ und „Standards“ mit Orgel-Unterstützung besagten Eindruck in die verschiedensten Windrichtungen verschleppen, ist nur konsequent.

Nach dem charmanten Debüt „I Blame You“ reduzieren sich Obits mehr und mehr auf den Song an sich, schneiden jedes überflüssige Gramm Fett weg und entkleiden die Songs auf „Moody, Standard And Poor“ beinahe bis auf die Knochen. Herausgekommen ist eine kraftvolle Rockplatte, die diesen Namen auch verdient. Froberg und Konsorten liefern die erwartete Zeitreise, die Verbeugung vor den Helden ihrer Väter. Hauptsache Staub – der dazugehörige Husten scheppert gar zauberhaft.

VÖ: 01.04.2011
Sub Pop (Cargo Records)

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