Dayglow – Harmony House

Dayglow
(c) Pooneh Ghana

Sein erstes Album schrieb Sloan Struble noch im Studentenwohnheim, mittlerweile ist der Mastermind von Dayglow 21 Jahre alt, hat die akademische Karriere hinter sich gelassen und begleitet seine nächsten Schritte im noch jungen Leben mit dem passenden Soundtrack. Auf dem zweiten Album „Harmony House“ geht es ums Erwachsenwerden und um Veränderungen. Als Vollzeit-Musiker setzt sich Struble aktuell ausgiebig mit solchen auseinander und erkennt, dass dahinter ein gewisser Reiz steckt. Um diese Erkenntnis sowie um Beobachtungen seiner sich erneuernden Umgebung drehen sich auch die elf neuen Tracks.

Wie überwältigend die Gegenwart sein kann, vor allem im Trugbild sozialer Medien, erklärt das eröffnende „Something“. In unter zwei Minuten klatscht Dayglow einen seiner besten neuen Tracks hin, gekonnt zwischen Indie Pop und etwas Soft Rock wandelnd, dazu von sympathischen Vocals und einer Art synthetischer Pfeif-Hook begleitet. „Close To You“, die andere Riesensingle, taucht hingegen in die bezaubernde Welt alter 80s-Popsongs ein, wirkt ausgelassen und lebenslustig – eine Erinnerung an eine Zeit, die nur oberflächlich wesentlich unbeschwerter war.

Während man sich noch über diesen kuriosen Ohrwurm wundert, schlägt das Album längst ein neues Kapitel auf. Das pulsierende, ans Balladeske grenzende „Strangers“ zeigt Strubles relativ neues Faible für Soft Rock, ohne komplett in Los Retros-Sphären vorzudringen. Dafür kommt viel zu häufig eine angenehme Leichtigkeit durch, so wie in „December“, ein verspielter Bop mit Saxofon, der von einem Gedichtband aus der Sammlung seiner Urgroßmutter inspiriert wurde. Hingegen nimmt „Woah Man“ das Tempo komplett raus und gibt sich federnden, leicht kitschigen Soft-Sounds hin – klappt mindestens so gut wie das auf andere Art käsige „Crying On The Dancefloor“. Der Synth-Pop-Track neigt zu zurückhaltender Übertreibung. Und das unterhält tatsächlich.

„Harmony House“, da ist der Name tatsächlich Programm. Das zweite Dayglow-Album trägt unheimlich viel Liebe und Charme in sich, wirkt unbeschwert und doch zum richtigen Zeitpunkt ernst. Struble nimmt mit auf seinen Lebensweg mit kleinen, unterhaltsamen Beobachtungen eines Alltags, der vertraut und doch auf fast schon zeitlose Weise verklärt wird. Zunehmende 80s-Einflüsse bekommen dem Sound gut, die Hits aus dem Schlafzimmer packen noch etwas fester zu. Mit erstaunlicher Lässigkeit, hinter der große Musikalität steckt, geht es für Dayglow weiter nach oben in neue Sphären. Und das absolut verdient.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.05.2021
Erhältlich über: Very Nice Records / AWAL

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