PEACH – PEACH

PEACH
(c) Tom Ham

Gäbe es PEACH nicht, man müsste sie erfinden. Was 2019 beim Ideenaustausch zwischen Desert Rock, Punk und Grunge begann, fand erst zwei Jahre später zu einem vollständigen Line-up und arbeitete sich über die Distanz voran. Das Quartett aus dem britischen Bristol vermengt die Wüste mit Noise, mit Post Punk und etwas Alternative – scharfkantig, abgehangen, zugleich frontal und forsch. Rund um Frontfrau Ellie Godwin (No Violet) entstand ein Album, das sich mit Veränderungen, mit Grenzen und mit plötzlichen Einsichten in Beziehungen offensiv auseinandersetzt. Schlicht „PEACH“ betitelt, setzt es einen furiosen Nackenschlag in neun Kapiteln.

Wie diese furiose Mischung funktionieren kann, illustriert „I’m Scared“ verdammt gut. Das Tempo mag gedrosselt sein, dennoch operiert der Song ab der ersten Sekunde auf Anschlag. Hinter der noisigen Produktion verbirgt sich ein entfremdetes Wüstenriff, dazu spielt Godwin mit der Kraft ihrer Stimmbänder, unterstützt von maschinellen Post-Rhythmen. Je länger der Track dauert, desto mehr Variationen kommen hinzu, bevor das Finale das Gaspedal durchtritt und am Garage-Rad dreht. Als Opener ist „Dread“ die ideale Überschrift für diese Platte. Noisige Entfremdung braucht eine ganze Weile, bevor die erste kathartische Druckwelle durchkommt – schroff, mächtig, fast schon metallisch.

Die Kombination aus drückender Härte, Stakkato-Distortion und – nicht zuletzt gesanglich bedingtem – Pop-Appeal beherrschen PEACH richtig gut, und „Already There“ ist ein Paradebeispiel dafür. Zwischen Schwerfälligkeit und Frontalattacken kommen die mächtigen Gesangsmelodie sowie das komplett entfremdete, zerschossene Gitarrensolo am Schluss kommen gut. Dagegen wirkt „Losing Sleep“ fast schon basic und direkt, ein kurzweiliger Standard mit hoher Intensität. „Settle Down“ illustriert hingegen die Songwriting-Qualität des Quartetts und breitet seine volle Strahlkraft über sechs manische Minuten aus. Von der Halb-Ballade bis zum bluesigen Hard-Rock-Ausritt mit Mariachi-Bläsern ist alles dabei.

Komplett durch den Wind und verdammt umwerfend: Ja, nach einer halben Stunde endet dieses Vergnügen schon wieder, ist aber über jeden Zweifel erhaben. Mehr noch, „PEACH“ hat das Zeug, in den Jahresbestenlisten weit vorne zu landen. Hier findet sich nich nur ein frischer, halbwegs ungewöhnlicher Musik-Mix, es setzt auch die richtigen Songs, die passende Energie, zudem eine packende Stimme. PEACH bringen zusammen, was unerwarteterweise zusammengehört, und packen die Wüste in den britischen Gemeindebau. Was für ein gewaltiger Rohdiamant.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 30.09.2023
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: www.peachtheband.com
Facebook: www.facebook.com/wearepeachbanduk